Cancelled 13408 Undergraduate Course

SoSe 20: We few, we happy few...?

Karin Gludovatz

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Das dem Seminarthema vorangestellte Zitat aus Shakespeares „Henry V“ ist jener Rede des vielleicht berühmtesten englischen Königs des Spätmittelalters entnommen, der damit seine ermüdeten Soldaten vor der Schlacht von Azincourt gegen die französische Übermacht motiviert. Zählen für Shakespeare diese Soldaten zu den wenigen Glücklichen, die teilhatten an einem legendären Sieg, so bleibt zu fragen, wie ein solches Bild angesichts der realen Schrecken des Krieges entstehen konnte. Die Geschichte Englands im Spätmittelalter war bestimmt durch horrende Konflikte – dem Ende des sogenannten „Hundertjährigen Krieges“ gegen Frankreich im Jahr 1453, der mit dem Verlust nahezu sämtlicher Territorien auf dem Kontinent endete, folgten die 30 Jahre währenden „Wars of the Roses“. Die Häuser Lancaster und York kämpften mit wechselndem Erfolg und verheerenden Folgen für die Bevölkerung um den Thronanspruch bis 1485 in der Schlacht von Bosworth der Lancasterianer Henry Tudor die Krone errang. Innerhalb von wenigen Dekaden war das Land fundamentalen Veränderungen unterworfen und musste immer wieder neu ‚erfunden‘ werden. Daher geht es andererseits um die Frage, wie sich künstlerische Produktionen zu diesen politischen Konstellationen verhalten, denn die Geschichte Englands im Spätmittelalter ist auch von Legendenbildungen und Projektionen bestimmt, von denen Shakespeares unter der Tudor-Herrschaft entstandene Stücke nur den (literarischen) Höhepunkt darstellen. Das Seminar widmet sich dem Verhältnis von Kunst und Politik, untersucht also die Bedingungen künstlerischer Produktion instabiler Machtverhältnisse, fragt aber ebenso danach, wie künstlerische Arbeiten Anteil an der Generierung und Infragestellung von Herrschaft, genealogischen Ansprüchen und Vorstellungen eines ‚idealen‘ Staates haben. Dabei sollen Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens erarbeitet werden, indem etwa Werkanalysen vorgenommen, Kunstwerke und verschiedene Gattungen in Hinblick auf ihre Funktionen untersucht, aber gerade auch die intermedialen Verflechtungen, die symptomatisch sind für die spätmittelalterliche Kultur und für die politische Repräsentation, in den Blick genommen werden. Das Interesse gilt darüber hinaus der Frage nach dem jeweiligen Blickwinkel, aus dem (Kunst-)Geschichte geschrieben wird sowie ausgewählten methodischen Zugriffen auf das Verhältnis von Kunst und Politik (z.B. den der „Politischen Ikonographie“) aber auch den vielfachen ‚Revivals‘, die das englische Spätmittelalter in der Kunst und auch in der Populärkultur erfahren hat. close

Suggested reading

Literatur (Auswahl): Byng, Gabriel, Church building and society in the later Middle Ages, Cambridge University Press 2017; Davies, Joshua, Visions and ruins: cultural memory and the untimely Middle Ages, Manchester University Press 2018; Draper, Peter, The formation of English Gothic: architecture and identity, London 2006; Fehrmann, Antje, Grab und Krone. Königsgrabmäler im mittelalterlichen England und die posthume Selbstdarstellung der Lancaster, München u.a. 2008; Hilmo, Maidie, Medieval images, icons and illustrated English literary texts: from Ruthwell Cross to the Ellesmere Chaucer, Aldershot u.a. 2004; Jäschke, Kurt-Ulrich, Nichtkönigliche Residenzen im spätmittelalterlichen England, Sigmaringen 1990; Kantorowicz, Ernst, The king’s two bodies: A study in mediaeval political theology, Princeton 1957 (dt. Die zwei Körper des Königs. Eine Studie zur politischen Theologie des Mittelalters, 1990); Marek, Kristin, Die Körper des Königs: Effigies, Bildpolitik und Heiligkeit, München 2009; Smith, Kathryn A., Art, identity, and devotion in fourteenth-century England: three women and their books of hours, London u.a. 2003; Stanbury, Sarah, The visual object of desire in late medieval England, Philadelphia 2008; The new draperies in the Low Countries and England, 1300 – 1800, Pasold Research Fund. Ed. by N. B. Harte, Oxford u.a. 1997 close

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