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Seminar
SoSe 21: Asyl und Exil: Fluchtgeschichten in antiker und moderner Literatur
Susanne Gödde
Information for students
Alle für das Seminar relevanten Texte werden zu Beginn des Semesters in blackboard zur Verfügung gestellt.
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Das Recht auf Schutz und Asyl war in der Antike – im alten Israel, in Griechenland und in Rom – religiös begründet. Fremde, Flüchtlinge und Schutzsuchende galten als heilig, und sie fanden an ‚heiligen‘ Orten Schutz. In der Praxis war dieses Sakralrecht auf Asyl jedoch bisweilen heiß umkämpft und die Aufnahme mußte durch komplexe Rituale und Legitimations-Narrative erstritten werden. Die Geschichten dieser Konflikte demonstrieren Macht und Ohnmacht der Religion und verhandeln die Zugehörigkeit und die Identität von Rechtlosen entlang religiöser Grenzen und mittels ritueller Praktiken. Eine solche Praxis ist das Ritual der ‚Hikesie‘, bei dem der Flüchtling seinen Schutz durch die Berührung eines Altars oder eines zur Aufnahme befugten Adressaten erwirkt – ein Mechanimus, der bisweilen als „Kontaktmagie“gedeutet wurde.
Im Seminar soll erarbeitet werden, wie die Institution der Asylie bzw. das Ritual der Hikesie und damit der Status von Schutzflehenden, Fliehenden oder Fremden in Recht, Religion und Literatur verhandelt werden. Es werden Beispiele aus dem Alten Testament, den Homerischen Epen und der Tragödie (insbes. Aischylos’ Hiketiden / Die Schutzflehenden) sowie aus der Gründungsgeschichte Roms herangezogen, um das Konfliktpotential des Themas auszuleuchten. Die antiken Institutionen und ihre religiöse Rahmung sollen in der zweiten Hälfte des Seminars exemplarisch mit Zeugnissen aus der jüngeren Geschichte von Flucht und Asyl konfrontiert werden. Hannah Arendts Text Wir Flüchtlinge sowie die immer wieder aufflammende Debatte um das Kirchenasyl werden ebenso Gegenstand sein wie Aspekte rezenter Asylpolitik oder dramatische bzw. filmische Auseinandersetzungen mit Flucht und Asyl im 21. Jahrhundert (etwa Elfriede Jelineks Die Schutzbefohlenen oder Ariane Mnouchkines Le dernier Caravansérail: Odyssées).
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Suggested reading
Christoph Elsas: Asyl, in: Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe 2, 1990, 91-96 – Martin Dreher: Das Asyl in der Antike von seinen griechischen Ursprüngen bis zur christlichen Spätantike, in: Tyche 11, 1996, S. 79–96 – Aischylos: Die Schutzsuchenden (zus. mit Prometheus), übers. v. Walther Kraus, Stuttgart: Reclam 1999 [oder jede andere Übersetzung]. close
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