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Seminar
SoSe 21: Psychologische Zugänge zu Mythos und Religion: Narziss und Narzissmus
Almut Barbara Renger
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Empfohlene Literatur: Almut-Barbara Renger (Hg.): Mythos Narziß. Texte von Ovid bis Jacques Lacan, 2. Aufl. Leipzig 2005; Stephan Doering, Hans-Peter Hartmann und Otto F. Kernberg (Hgg.): Narzissmus: Grundlagen – Störungsbilder – Therapie, Stuttgart 2021. close
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Das Narrativ von Narziss (griech. Nárkissos; lat. Narcissus), der in Liebe entbrennt, als er sein Spiegelbild in einer Quelle erblickt, gehört zu den bekanntesten Mythen der griechisch-römischen Antike. Seine Rezeptions- und Wirkungsgeschichte wurde maßgeblich von Ovids Metamorphosen (3, 339–512) geprägt, in denen die Irritationen, die das Echo auf akustischer und die Spiegelung auf visueller Ebene auszulösen vermögen, kunstvoll thematisiert und mit den Themen Liebe und Erkenntnis verwoben sind. In dieser Prägung hat der Mythos zahllose Be- und Umarbeitungen erfahren – nicht zuletzt durch Sigmund Freud und in Fachdiskussionen rund um seinen Narzissmusbegriff. Sie kreisen um Fragen, die Spiegelbild und Ich-Identität, Täuschung und Trugbild, Erkenntnis und Tod, verschmähte Liebe, maßlose Selbstliebe und das Verhältnis zum anderen betreffen. Im Seminar diskutieren wir den Mythos, auf Basis von Textlektüren und unter Einbezug eigener Perspektiven, in drei Arbeitsblöcken: Zunächst beschäftigen wir uns mit Ovids kanonisch gewordener Formulierung und weiteren antiken Fassungen. Dann wenden wir uns ausgewählten Aneignungen des Mythos in der Literatur ab 1800, der Geschichte des Begriffs „Narzissmus“ um 1900 und psychopathologischen Ansätzen um 2000 zu. Schließlich stehen im Fokus aktuelle Geschehnisse, die zur Auseinandersetzung mit der Frage einladen, inwiefern Narzissmus-Theorien Aufschluss über mögliche Merkmale von Religion und Spiritualität erteilen. In diesem dritten Block befassen wir uns insbesondere mit sinn-, gemeinschafts- und identitätsstiftenden Merkmalen religiöser Gruppen in Zeiten individueller und gesellschaftlicher Krisen. Hauptsächliche Arbeitsformen des Seminars sind Wissensvermittlung im Plenum und Bearbeitung von Fragestellungen in Kleingruppen, in denen, neben Theorietexten, Beobachtungen und Erfahrungen der Teilnehmenden als Ressource genutzt werden. close
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