SoSe 21: The long watch – das Epische als ästhetischer Erfahrungsmodus audiovisueller Bilder
Jan-Hendrik Bakels
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Das Epos ist eine der zentralen Gattungen der Literatur. Spätestens im Hinblick auf audiovisuelle Erzählungen erweist sich die aktuelle Verwendung der Begriffe des Epos, der Epik bzw. des Epischen jedoch als bestenfalls metaphorisch, mitunter gar als oberflächlich. Spricht die Filmkritik doch vor allem dann vom Film-Epos, wenn die entsprechenden Filme entweder mit Blick auf ihre Laufzeit von überdurchschnittlicher Länge sind oder sich ihr Plot über ausgedehnte Zeitspannen erstreckt – Kriterien, die eher quantitativ bzw. auf repräsentierte Inhalte zurückgehen, als dass sie dem Ursprung jener Begriffe als Verweise auf eine spezifische Form gerecht werden würden.
Auf der anderen Seite spricht mit Bela Balázs einer der Vertreter*innen der frühen Filmtheorie in seiner berühmten Schrift Der sichtbare Mensch bereits 1924 mit Blick auf den Film von der „Epik der Empfindungen“. Damit weist Balázs zum einen den Weg für eine Theorie genuin filmischer Epik, welche ihre poetische Dimension eher in der dramaturgischen Anordnung expressiver Figurationen findet; zum anderen bleiben seine diesbezüglichen Ausführungen – ganz im Sinne des emphatischen Plädoyers für den Film als Kunst der Anschaulichkeit, als das sich seine Schrift lesen lässt – auf die im Gesicht der Schauspieler*innen zum Ausdruck gebrachten Empfindungen beschränkt. Aktuelle Filmtheorien hingegen verorten die affektdramaturgische Dimension audiovisuellen Erzählens, d.h. die Frage des Zuschauer*innenempfindens, vielmehr in der kinetischen wie rhythmischen Ausgestaltung der audiovisuellen Bewegungsbilder selbst. Hier setzt das Seminar an: Ausgehend von der These, dass sich das Epische im Audiovisuellen als ein Genre-Modus (in Sinne Gledhills und Kappelhoffs), d.h. ein spezifischer Modus der expressiven Gestaltung von Räumlichkeit und Zeitlichkeit, fassen lässt, sollen im Seminar gemeinsam mit den Studierenden zentrale theoretische Bezugspunkte diskutiert und auf verschiedene audiovisuelle Gattungen bezogen werden.
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