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SoSe 21: Dekoloniales Lesen von Theaterstücken im Post-Kolonialen Afrika

Hans-Joachim Fiebach

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Das Seminar beschäftigt sich mit Theatertexten, die seit der Politischen Unabhängigkeit der ehemals von Europa kolonisierten Staaten des sub-saharischen Afrika aufgeführt worden sind  Es wird untersucht, in welchem Maße und in welchen theatralen Formen  sich die künstlerischen Produktionen mit den soziokulturellen und ökonomischen Realitäten der politisch unabhängigen Gesellschaften auseinandersetzen. Die Auswahl soll die  Vielfalt der künstlerischen Formen und Thematiken zeigen.

 

Das Stück „Tanz der Wälder“, das Wole Soyinka zu den Festlichkeiten zum Tag der Unabhängigkeitserklärung Nigerias schrieb, entfaltete die Mannigfaltigkeit afrikanischer theatraler Ausdruckweisen und kritisierte zugleich scharf die tiefen sozialen Konflikte und die Korruption der Mächtigen innerhalb afrikanischer Gesellschaften. 1964, Jahre nach der 1957 erfolgten Unabhängigkeit Ghanas thematisierte der ghanaische Dramatiker de Graft mit dem an die Struktur des europäischen bürgerlichen Sprechtheaters angelehnten Stückes „Sons and Daughters“ Generationenkonflikte im tradierten afrikanischen Familienverband, scheinbar abseits des systemischen dekolonialen Politikumbruchs.

 

Dekoloniales Lesen meint zunächst, unser Umgang mit den Texten und den sie prägenden soziokulturellen und ökonomischen Realitäten, daher ihre Deutung/ Wertung  muss davon ausgehen, dass die künstlerischen Vorgänge und die gesellschaftlichen Prozesse Widersprüche Konflikte, in denen sie funktionieren, wesentlich mitbestimmt worden sind durch die teilweise lange europäische Kolonialisierung und ihre kulturimperialistischen Auswirkungen. Zugleich geht es um das Dekoloniale des Lesens, unseres Umgangs mit den Texten und ihrer relevanten Umfelder, das Dekolonialisieren unseres Wahrnehmens und Deutens afrikanischer Phänomene. Aufgebracht in und so auch mitgeprägt in einem Europa mit einer langen kolonialistisch-rassistischen Geschichte, das sich mit seiner Rationalität, seinen  Logiken und Denkweisen immer noch als kulturell überdominant verhält, müssen wir in kritischer Selbstbefragung versuchen, die Geschichten und sich ständig verändernden Vorgänge der anderen, „fremden“ Gesellschaften, ihre  soziokulturellen Schichtungen, Denkweisen/ Rationalitäten als den ihnen eigenzugehörige zu sehen und dekolonial-kritisch u verstehen/deuten.

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