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Project Seminar
SoSe 21: (METH) Possibilism and self-subversion
Philipp Lepenies
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Die Veranstaltung enthält synchrone und asynchrone Elemente.
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Die Sozialwissenschaften wollen das Soziale erklären und Lösungsvorschläge für Probleme ableiten. Mit welchen Ansätzen und Methoden das geschieht, darüber herrscht (zum Glück) Uneinigkeit. In diesem Projektseminar beschäftigen wir uns mit einer besonderen Methode, der interpretativen Politik- oder Sozialwissenschaft. Die interpretative Sozialwissenschaft ist keine „alternative“ Spielart, oder eine, die einen anderen Begriff von Wissenschaftlichkeit verwendet als beispielsweise quantitative Ansätze. Sie sucht lediglich bewusst nach „social meaning.“ Warum Menschen das tun, was sie tun ist ihre wichtigste Fragestellung. Um diese zu behandeln zieht interpretative Sozialwissenschaft häufig andere Wissenschaftsdisziplinen zu Rate und zu Hilfe. Allen voran die Ethnologie, aber auch Psychologie und Geschichtswissenschaften, selbst Literatur. Interpretative Sozialwissenschaft postuliert, dass Erklärungen sozialer Prozesse immer das Ergebnis von detaillierten kontextbezogenen Interpretationen sind (nicht von allgemeingültigen Erkenntnissen). Damit ist aber sympathischerweise auch der demütige Claim verbunden, dass man irren kann und seine Erklärungsansätze anpassen muss, wenn sich neue Erkenntnisse ergeben. Diese Anpassungsfähigkeit im eigenen Denken hat der vor kurzem verstorbene Albert Hirschman als „Selbstsubversion“ bezeichnet. Sein eigenes analytisches, interpretatives Vorgehen nannte er „Possibilism“ – die Suche nach dem realistisch Möglichen in politischen (Transformations-)Prozessen. In diesem Kurs werden wir uns vorrangig mit den Schriften Albert Hirschmans auseinandersetzen und sein methodisches Vorgehen analysieren. Die Arbeiten Hirschmans gehören zweifelsfrei zu dem Besten, was in den gesamten Sozialwissenschaften je publiziert wurde und ist thematisch extrem breit – aber immer und bis heute politisch relevant – vor allem auch bei der Frage der gewollten gesellschaftlichen Transformation. Von Hirschman kann man viel lernen: Die Analyse realer Probleme, die Identifikation von Lösungen und Strategien für politische und gesellschaftliche Veränderungen. Auch, wie man Wissenschaft betreibt ohne zu langweilen. Wenn man in seinem gesamten sozialwissenschaftlichen Studium nur einen einzigen Autor lesen dürfte – ich würde sofort sagen: es müsste Hirschman sein. Nützlich ist die Beschäftigung mit ihm übrigens sowohl für diejenigen, die ihre Berufslaufbahn eher im Praktischen sehen (in jeder Form von Projektmanagement) als auch für diejenigen, die sich eine eher wissenschaftliche Karriere vorstellen. Das weiß der Dozent aus eigener wissenschaftlicher und praktischer Berufserfahrung.
Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme ist Spaß am Lesen und ausgeprägte interdisziplinäre Neugier. Bestandteil des Kurses sind aber auch Gruppenarbeiten und Gruppenprojekte. Der Austausch der Teilnehmer:innen untereinander ist dabei besonders wichtig. Weitere behandelte Autoren im Kurs sind u.a. Clifford Geertz, Robert Merton und Deirdre McCloskey.
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14 Class schedule
Regular appointments
Tue, 2021-04-13 10:00 - 12:00
Tue, 2021-04-20 10:00 - 12:00
Tue, 2021-04-27 10:00 - 12:00
Tue, 2021-05-04 10:00 - 12:00
Tue, 2021-05-11 10:00 - 12:00
Tue, 2021-05-18 10:00 - 12:00
Tue, 2021-05-25 10:00 - 12:00
Tue, 2021-06-01 10:00 - 12:00
Tue, 2021-06-08 10:00 - 12:00
Tue, 2021-06-15 10:00 - 12:00
Tue, 2021-06-22 10:00 - 12:00
Tue, 2021-06-29 10:00 - 12:00
Tue, 2021-07-06 10:00 - 12:00
Tue, 2021-07-13 10:00 - 12:00