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Seminar
SoSe 21: Ein Zeitzeuge im schulischen Lektüreunterricht: Die römische Kaiserzeit im Spiegel der Briefe des jüngeren Plinius mit vergleichenden Bezügen zu seinen literarischen Vorgängern
Hans-Joachim Häger
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In kaum einer anderen literarischen Gattung kommt die Leserschaft dem jeweiligen Autor so nahe wie in Briefen. Auch die römische Antike bildete diesbezüglich keine Ausnahme, im Gegenteil: Vor allem die Epistulae des jüngeren Plinius zeichnen ein umfassendes Bild von bekannten Persönlichkeiten, von politischen Hintergründen, von bedeutsamen historischen Ereignissen und nicht zuletzt vom römischen Alltagsleben.
So bildete die römische Briefliteratur schon immer einen wesentlichen Bestandteil des schulischen Lektürekanons und ist in besonderer Weise dafür geeignet, jungen Menschen über die oft doch recht subjektiven Darstellungen antiker Historiker hinaus einen breiten Einblick in das römische Leben in allen seinen Facetten zu geben. Im Sinne einer nachhaltig anzubahnenden Literaturkompetenz gilt als übergeordnetes didaktisches Ziel einer jeden schulischen Beschäftigung mit lateinischen Originaltexten, das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler zu schärfen: sowohl für die ästhetische Schönheit des lateinischen Textes als auch für eine werthafte Lebensgestaltung.
In der Lehrveranstaltung wird dem gemeinsamen Impuls der Lehrpläne zahlreicher Bundesländer Folge geleistet, wonach durch vergleichende Studien antiker, biblischer und spätantiker Quellen epochen- und gattungsübergreifende Exkurse angelegt werden sollen. Ferner wird auf die Aktualisierung und Kontextualisierung ein besonderes Augenmerk gelegt. In diesem Zusammenhang wird ein konsequenter intertextueller Bezug zu den Briefen Senecas und Ciceros hergestellt. Letzteres geschieht auf Grundlage folgender Briefthemen: Der Wert der Freundschaft, die gesellschaftliche Stellung der römischen Frau, die Spannung zwischen otium und negotium, Formen und Beurteilung der antiken Sklaverei, das menschliche Verhalten in Krisensituationen, die Einstellung zur Massenunterhaltung, Fragen der Bildung und des literarischen Lebens sowie Schlaglichter des römischen Alltagslebens.
Hinsichtlich der konkreten Arbeitsweise im Seminar ist Folgendes anzukündigen: Neben der fachwissenschaftlichen Erarbeitung der ausgewählten Texte sollen unter fachdidaktischer Perspektive verschiedene Formen der Text(vor)erschließung und der Textinterpretation eingeübt und auf ihre unterrichtliche Ergiebigkeit überprüft werden. Ferner werden gemeinschaftlich als auch arbeitsteilig Sequenzen und Einzelstunden für einen modernen, motivierenden, methodisch versierten und fachlich fundierten Lektüreunterricht erstellt und analysiert, wobei unbedingt auch der Einbezug digitaler Hilfsmittel – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion rund um den digitalen Distanzunterricht – mitgedacht und reflektiert werden soll.
Einführende Literatur zur Lehrveranstaltung: Gibson, Roy K. – Morello, Ruth: Reading the letters of Pliny the Younger. An Introduction, Cambridge 2012; Häger, Hans-Joachim: Das Briefcorpus des jüngeren Plinius. Neuere Tendenzen in Altertumswissenschaft und Didaktik, Gymnasium 122:6 (2015) 559–596; Häger, Hans-Joachim: Motivation im Lateinunterricht. Kompetenzorientiertes Unterrichtsmaterial zu den Briefen Ciceros, Senecas und des jüngeren Plinius, Bamberg 2017 = Didaxis 6, hier bes. 31–55; Häger, Hans-Joachim: Plinius über die Ehe und den idealen Ehemann. Zur literarischen Inszenierung von Männlichkeiten und Emotionen in Ehe und Familie der römischen Kaiserzeit, Diss. München 2019, Heidelberg 2019 = Kalliope 18, hier bes. 17–31 (? zum aktuellen Stand der Pliniusforschung).
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