SoSe 22: Poetiken der Hölle
Daniel Illger
Kommentar
Lehrveranstaltung in Präsenz
Folgt man Georges Minois, so ist das Verbindende der Höllenvorstellungen, die die verschiedensten Religionen in den verschiedensten historischen Epochen hervorgebracht haben, dass sie auf das verweisen, was eine gegebene Gesellschaft nicht in ihre Selbstbeschreibung integrieren kann. In dieser Perspektive ist mit der Hölle das Geschick derjenigen bezeichnet, die den Idealen der jeweiligen Gesellschaft zuwiderlaufen und keinen Platz in ihren Entwürfen vom guten und richtigen Leben finden.
Vor diesem Hintergrund will das Seminar der Frage nachgehen, was die Hölle bedeutet, wenn man sie nicht als Problem des Jenseits, sondern des Diesseits begreift. Zu diesem Zweck sollen zunächst theologische und kulturwissenschaftliche Untersuchungen betrachtet werden, die zu klären versuchen, was eigentlich gemeint ist, wenn man von „Hölle“ spricht, und was die Hölle so höllisch macht. Der Hauptteil des Seminars wird der poetologischen Analyse ausgewählter Filme gewidmet sein, die verschiedenen Zeiten und Ländern entstammen und unterschiedlichste ästhetische Ansätze erproben, um Visionen der immanenten oder transzendenten Hölle zu entwerfen.
Ziel der analytischen Gespräche ist dabei nicht zuletzt, herauszufinden, inwieweit audiovisuelle Bilder der Hölle politische und soziale Verwerfungen greifbar machen und ob das Infernalische als Denkfigur der Zeitdiagnostik dienen kann.
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