SoSe 22: (Nicht)Arbeit in den Künsten
Thekla Neuß, Lisa-Frederike Seidler
Kommentar
Fragen nach der Bedeutung und dem Verständnis von Arbeit haben in den Künsten seit einigen Jahren Konjunktur. In den Debatten um Arbeitsbedingungen von Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen werden aktuell (wieder) Produktionsweisen hinsichtlich ihrer Prekarität und der ihnen inhärenten Hierarchien problematisiert. Dabei ist die Beschreibung und Anerkennung von künstlerischer Tätigkeit als ‚Arbeit‘ nicht selbstverständlich, sondern verweist auf eine historisch wie theoretisch komplexe Gemengelage.
Mit der Lektüre einiger grundlegender Texte zum Verständnis von Arbeit (u. a. Karl Marx, Hannah Arendt) und deren wechselvollen Verhältnis zu den Künsten, verschaffen wir uns einen Überblick über dieses Feld. Wir beschäftigen uns mit historischen Positionen, die seit etwa 1800 den Bereich des Ästhetischen geradewegs als einen Gegenpol zur Sphäre der Arbeit entwerfen. Darüber hinaus lesen wir jüngere kontrovers diskutierte Vorschläge, künstlerische Arbeitsweisen als Vorbild einer grundlegend gewandelten Arbeitskultur zu verstehen, deren Entwicklung nicht zuletzt mit neuen (prekären) Subjektivierungsweisen einhergeht (Luc Boltanski/Ève Chiapello, Andreas Reckwitz). Wir besprechen dazu ausgewählte Beispiele aus den darstellenden Künsten und fragen, welches Verständnis von Arbeit hier zum Tragen kommt beziehungsweise auf welche Weise Arbeit hier reflektiert oder gar suspendiert wird.
Das Seminar basiert auf der Lektüre anspruchsvoller, theoretischer Texte. In Kleingruppen wird nach Methoden gesucht, um sich diesen Texten zu nähern und die forschende Tätigkeit des Lesens zu strukturieren. Gemeinsam soll reflektiert werden, welche Rolle die Lektüre und deren Diskussion für das theaterwissenschaftliche Studium und die Forschung spielen. Deshalb wird die Bereitschaft, sich auf selbstständige sowie kooperative Arbeitsformate einzulassen, vorausgesetzt, ihre Funktionsweise aber auch kritisch befragt.
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