SoSe 22: Einführung in die Dramaturgie
Inka M. Paul
Kommentar
Was verstehen wir unter Dramaturgie? Die einen sehen in der Dramaturgin den „Nachfahren des Hausdichters“, andere betrachten die intellektuelle Beratung der Regisseurin als ihre Hauptaufgabe. Für Intendanten bedeutet die Dramaturgie wesentlich eine Zentrale, die Organisation, Öffentlichkeitsarbeit, Disposition und Probenbetreuung gleichermaßen erledigt; im Zeitalter der „Entgrenzung der Künste“ sehen jüngere Dramaturgen dagegen ihre Aufgabe eher im Kuratieren der performativen Künste.
Wie sich das Selbstverständnis der Dramaturgie verändert, so entwickelt sich das der Dramaturgin, des Dramaturgen. Als literaturwissenschaftliche „Fachfrau“ einerseits und organisierender „Junge für alles“ andererseits erfüllen sie nur eine Facette dieses Berufs. Für ein Theater, das die Grenzen zu Oper, Tanz und/oder Installation überschreitet, gar seinen angestammten Bau verlässt, muss die Dramaturgin mit der Unsicherheit projektbezogenen Arbeitens umgehen, Anträge schreiben, Drittmittel einwerben und ist Beraterin in intellektueller, künstlerischer, (gesellschafts-)politischer und philosophischer Hinsicht.
In unserem Praxisseminar stellen wir die Fragen: Welche Aufgabe(n) weisen wir heute dem Theater zu? Was bedeutet Dramaturgie in unterschiedlichen Theaterformen? Interessiert mich das Stadttheater oder die Freie Szene? Wie spreche ich über ein Theater, bei dem der Text nicht mehr die Basis ist? Was zeichnet Kuratieren als dramaturgische Tätigkeit aus?
Wir verbinden theoretische Überlegungen mit eigenen dramaturgischen (und szenischen) Konzeptionen, die wir in kleineren Gruppen entwickeln. Text- und Konzeptionsarbeit greifen ineinander. Wir werden Aufführungen diskutieren, Texte lesen und zu verstehen suchen; wenn möglich, wird ein Gast aus dem Theater aus seiner/ihrer Praxis berichten.
Voraussetzungen für die Teilnahme am Praxisseminar sind die aktive und regelmäßige Anwesenheit, das Verfassen eines Referats bzw. Mitarbeit in einer Gruppe und die Bereitschaft zu Theaterbesuchen, die im Seminar diskutiert werden können.
Trotz konventioneller Schreibweise: eingeschlossen sind alle Geschlechter.
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