16213 Übung

SoSe 22: Die Theologie der Ilias (1)

Norbert Blößner

Hinweise für Studierende

Die Kurse 16213 und 16214 ergeben ein multifunktionales Modul, das von Studierenden unterschiedlicher Fächer (z.B. Griechisch, Latein, Geschichte, Archäologie, Theologie, Philosophie) in unterschiedlichen Studienkontexten (BA und MA, Erasmus, affines Modul, etc.) besucht werden kann (darunter auch als ‚Sprachvertiefung Griechisch‘ oder ‚Sprachvertiefung Griechisch und Latein‘ im MA-Studium Klassische Philologie). Eine aktive Teilnahme setzt altgriechische Sprachkenntnisse auf dem Niveau eines Graecums voraus. Bei Unsicherheit, ob das Modul zu Ihren Vorkenntnissen oder Ihrem Studium passt, schreiben Sie mich bitte an (per Mail)! – Gäste sind willkommen und dürfen entweder zuhören oder mitwirken. Wer sich vorab anmeldet, erhält rechtzeitig Zugang zum Blackboard. Schließen

Kommentar

Die Götter der ‚Ilias‘ sind nicht Wesen des Glaubens oder kultischer Verehrung, sondern Figuren eines literarischen Texts, die auktoriale Absichten umsetzen. Ihre Zeichnung unterscheidet sich in charakteristischer Weise von der Götterzeichnung der ‚Odyssee‘ (deren Götter wichtige Unterschiede selbst benennen). Diese Differenz spricht gegen das Verfahren einer Vermischung unterschiedlicher Quellen (z.B. der Athene der Ilias mit jener der Odyssee), wie sie (leider) in beinahe allen Nachschlagewerken üblich geworden ist. Wer sauber differenziert, erhält ein anderes Bild! Natürlich haben solche Unterschiede zu tun mit den ganz verschiedenen Zielen der beiden Dichtungen: „Während das andere der beiden früh-griechischen Großepen, die Odyssee, die Geschichte vom klugen, geschickten und vielverschlagenen Mann erzählt, den ob seiner Frömmigkeit das Wohlwollen der Götter schließlich in die Heimat führt, erzählt die Ilias von einem Helden, der an sich selbst scheitert. Wenn Zuspitzungen erlaubt sind: Die Odyssee ist erbaulich, die Ilias tragisch“ (Heitsch 2008, 4, wie unten).
Immer wieder agieren die Götter in Zusammenhängen, die auch innerweltlich erklärbar sind. Hier scheint sich nicht ein ‚Glaube der Hellenen‘ zu äußern, sondern die für griechische Literatur besonders typische Intention, das menschliche Leben zu beleuchten: Im Blick auf die Aktionen und Eigenschaften der Götter erst „wird dem Hörer oder Leser klar, was eigentlich es heißt, ein Sterblicher zu sein“ (Heitsch 2008, 17, wie unten). Am Ganzen des Weltgeschehens scheitern menschliche Taten und Absichten – ebenso wie sie dies (aus anderen Gründen!) später bei Thukydides tun. (Womöglich ist es just dieses Empfinden menschlicher Ohnmacht, dem das von Thukydides so eindrucksvoll charakterisierte Streben nach Macht entspringt, das seit dem 22.2.2022 auch die europäische Politik wieder stärker zu bestimmen scheint; ist dies richtig, so wäre dieses Streben eine Kompensation für einen als kränkend empfundenen Mangel an eigener Bedeutung.)
Zur Lektüre schlage ich folgende Iliaspartien vor: 1,1–54. 1,188–259. 1,348–430. 1,493–611. 2,1–86. 3,58–112. 3,245–323. 3,380–461. 4,1–219. 5,1–133. 5,330–470. 5,711–909. 8,1–52. 11,1–83. 13,1–135. 13,345–360. 14,135–362. 15,1–235. 16,419–461. 16,666–828. 18,1–148. 18,356–617. 19,1–39. 20,1–75. 20,288–352. 21,211–520. 22,165–304. 24,1–142. Schließen

Literaturhinweise

Zur Einführung: Ernst Heitsch, Erzählung und Theologie in der Ilias. Eine Skizze, Stuttgart 2008. Ein Nachdruck findet sich in: E. Heitsch, Gesammelte Schriften IV, Berlin/Boston 2022, Seiten 42–62 (auch online im FU–Netz). – Den Iliastext erläutert noch immer am besten (auch im Vergleich zu Kommentaren, die neuere Jahreszahlen tragen): W. Leaf, The Iliad, 2 Bände, London 1900/1902 (und ND). Schließen

12 Termine

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