13421 S/HS (Seminar/Hauptseminar)

SoSe 22: Authentizität, Herkunft, Verbleib: Provenienzforschung für ein aktuelles WVZ der Gemälde Heinrich Campendonks

Meike Hoffmann

Kommentar

Heinrich Campendonk (1889-1957) gehört heute zu den spannendsten Malern des Deutschen Expressionismus. 1910 trat der aus Krefeld stammende Künstler durch die Vermittlung von August und Helmuth Macke zu den im bayerischen Oberland lebenden Wassily Kandinsky und Franz Marc in Verbindung. Auf deren Einladung zog er bald darauf selbst dorthin und beteiligte sich als Jüngster an den Ausstellungen des „Blauen Reiters“. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs war Campendonk bereits in der avantgardistischen Kunstszene Deutschlands etabliert. Einen ersten Höhepunkt seines Schaffens bildeten die schwungvollen Tuschpinselzeichnungen ab 1912. Wie bei seinem Freund Marc spielen Tierdarstellungen eine bedeutende Rolle in seinem Œuvre, jedoch eher als Begleiter von Personen, wie etwa in der mittelalterlichen Kunst. Ab etwa 1919 führt er die starke, expressive Farbigkeit seiner Bilder hin zu einer eigenen Form der Helldunkelmalerei. Die einfachen, immer wiederkehrenden Motive stehen nun in einem dunklen Bildraum, aus dem Lokalfarben in raffiniertem Lichtspiel „magisch“ aufleuchten. 1933 verlor Campendonk im Zuge der Gleichschaltung sein Lehramt an der Düsseldorfer Kunstakademie. Vier Jahre später wurden im Rahmen der NS-Aktion „Entartete Kunst“ 1937 insgesamt 105 seiner Werke in öffentlichen Institutionen in Deutschland beschlagnahmt. Zu dieser Zeit hatte er schon eine Professur in den Niederlanden, in Amsterdam. Nach dem Krieg verhinderte Campendonk weitere Ausstellungen seiner Werke, so daß die Wiederentdeckung des Deutschen Expressionismus an ihm vorbeiging. Eine große Medienaufmerksamkeit erhielt Campendonk 2010, als ein angeblich von ihm 1914 gemaltes Bild im Sommer 2010 den Fälscherskandal um Wolfgang Beltracci auslöste. Im Seminar wird es darum gehen, ausgewählte Werke Heinrich Campendonks auf ihre Authentizität, ihre Herkunft und ihren Verbleib hin zu untersuchen. Dafür werden die Teilnehmer:innen unter Einbindung von Experten als Gastdozent:innen in das Œuvre des Künstler sowie in die Methoden der Provenienzforschung und die dafür relevanten Ressourcen eingeführt. Eine regelmäßige Teilnahme ist verpflichtend. Die aktive Teilnahme wird durch die Vorstellung der vorläufigen Rechercheresultate am Ende des Seminars nachgewiesen. Schließen

Literaturhinweise

Einführende Literatur: Andrea Firmenich: Heinrich Campendonk 1889-1957, Leben und expressionistisches Werk, mit Werkkatalog des malerischen Oeuvres, Recklinghausen 1989. Gisela Geiger, Rausch und Reduktion. Heinrich Campendonk (1889-1957), Köln, 3. Auflage 2017. Gisela Geiger, Heinrich Campendonk, Junge Kunst Bd.9, München, 2. Auflage 2017 Museum Penzberg – Sammlung Campendonk. (www.museum-penzberg.de) Hans Butin: Kunstfälschung. Das betrüglich Objekt der Begierde, Berlin 2020. Cornelia Lütekeimer im Interview mit Giesela Geiger: Ich ging mit immer groesserem Herzklopfen an dem Bild vorbei, in: FAZ (www.faz.net/aktuell/feuilleton/zum-fall-beltracchi-ich-ging-mit-immer-groesserem-herzklopfen-an-dem-bild-vorbei-12762472.html) Stefan Koldehoff, Tobias Timm: Falsche Bilder - Echtes Geld: Der Fälschungscoup des Jahrhunderts - und wer alles daran verdiente, Berlin 2012. Kairos, Der richtige Moment – Wolfgang Beltracchi interpretiert Heinrich Campendonk. (www.youtube.com/watch?v=vGIrIH7MIRM) Henry Keazor: Täuschend echt! Eine Geschichte der Kunstfälschung, Stuttgart 2015. Heinrich Campendonk in der Datenbank „Entartete Kunst“, Freie Universität Berlin (www.emuseum.campus.fu-berlin.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&moduleFunction=search) Leitfaden zur Provenienzfroschung, hrsg. vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, Magdeburg, bearb. von Jana Kocourek, Katja Lindenau, Ilse von zur Mühlen und Johanna Poltermann, Stand Oktober 2019. (www.kulturgutverluste.de/Content/03_Recherche/DE/Leitfaden-Anlage-Download.pdf?__blob=publicationFile&v=3) Meike Hoffmann, Nicola Kuhn: Hitlers Kunsthändler. Hildebrand Gurlitt1895-1956. Die Biographie, München 2016. Schließen

13 Termine

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