SoSe 22: Deutsche Fantastik 1895-1945
Tobias Haupts
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Der schmerzhafte Bruch, der 1933 in Deutschland erfolgte, hatte massive Auswirkungen auf das Kino, auf das Filmemachen und seine Protagonist*innen, und auch auf die zeitgenössische Genrelandschaft. Den Nationalsozialisten ging es hier nicht nur um Indienstnahme, sondern auch um Abgrenzung; Abgrenzung von der in ihren Augen kranken Republik, vom Fremden und Andersartigen, welches sich vor allem im Fantastischen zu (ent-)äußern schien. Vor 1933 verfügte das deutsche Kino des späten Kaiserreichs wie auch der Weimarer Republik über eine große Vielfalt von fantastischen Genres, jenen Spielarten der Kinematografie, die wir heute Horror, Science-Fiction und Fantasy nennen würden. Anders als es zuweilen heute der Fall ist, wurden diese Filme ernst genommen, finden sie sich in den Filmografien schon zeitgenössisch renommierter Regisseure wie F. W. Murnau und Fritz Lang, wie auch in den (späteren) theoretischen Durchdringungen von Intellektuellen wie Siegfried Kracauer und Lotte Eisner. Der fantastische Film war Teil einer Gemengelage, die nicht nur das (neue) Medium emanzipierte, sondern gleichsam Motor war für die technischen Entwicklungen des Kinos.
Das Seminar möchte einen Blick auf diese Phase des deutschen Kinos werfen und in gemeinsamer Diskussion erarbeiten, was wir meinen, wenn wir vom fantastischen (oder gar: phantastischen) Kino (zwischen 1895 und 1945) sprechen. Welche Bezüge öffnen die Filme selbst oder lassen sich durch diese öffnen? Wie verhielt sich das Genre zur allgemeinen Politik des Films in jenen Jahren, zu den Diskursen um den Film und das Kino? Und wie lassen sich die wenigen Ausnahmen, die auch nach 1933 zu finden sind, in diese Diskussionen eingliedern?
Voraussetzung für die Teilnahme am Kurs ist die Bereitschaft sich mit alten Filmen (ja: stumm und schwarz/weiß) auseinandersetzen zu wollen, um gemeinsam in die Diskussion über das Fantastische in dieser Zeit einsteigen zu können, um sie so anschließend mit aktuellen Positionen in Dialog setzen zu können.
Zur Einführung in die Thematik sei noch einmal der Blick in die Texte des Basismoduls Filmgeschichte empfohlen, hier auf das frühe Kino wie auch das der Weimarer Republik.
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