SoSe 22: Platons Euthyphron
Sophia Regopoulos
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Athen, 399 v.Chr., vor der Stoa Basileios, kurz vor der Untersuchung der Klage wegen Gottlosigkeit (?σ?βεια) gegen Sokrates; eine Anklage, die bald darauf zu seiner Verurteilung und Hinrichtung führen soll.
Noch hat Sokrates die Stoa nicht betreten, als ihm Euthyphron, ein tief religiöser Athener, entgegenkommt. Seinen Vater wolle er – entgegen allen Unterlassungsaufforderungen aus seinem Umfeld – wegen Mordes anklagen, zumal ein Verzicht auf die Anklageerhebung, so Euthyphron, eine frevelhafte Befleckung (μ?ασμα) mit sich zöge und unfromm (?ν?σιον) wäre. Es entsteht ein Gespräch zwischen dem von seinem Wissen über das Göttliche überzeugten Euthyphron und dem u.a. wegen Ablehnung der vom Staat anerkannten Götter (Apol. 24b8-c1) angeklagten Sokrates. Thema des philosophischen Dialogs: das Wesen der Frömmigkeit. Entgegen allen Erwartungen endet der Dialog mit dem in religiösen Angelegenheiten vermeintlich kompetenten Euthyphron in eine Aporie, da sich keine hinreichend begründete Meinung über das Wesen der Frömmigkeit finden lässt. Welchen Gewinn bietet dennoch der Dialog? Welche philosophische Methode wendet Platons Sokrates zur Erfassung des Frömmigkeitsbegriffs an? Ist Platons Euthyphron „eine sehr untergeordnete Arbeit“ (Schleiermacher, Über die Philosophie Platons, Steiner, Hamburg, 1996, S. 124), die „sehr viel von dem Charakter einer bloßen Gelegenheitsschrift an sich hat“ (ebd., S. 127)? Oder hat dieser Dialog auch über das sogenannte ‚Euthyphron-Dilemma‘ hinaus, das in der Philosophie des Mittelalters bis hin zur Moderne mehrere Auslegungen erfuhr, weit mehr zu bieten? Diesen und weiteren Fragen wollen wir während der Lektüre nachgehen, um den Text nicht nur sprachlich, sondern auch in seinem philosophischen Gehalt gemeinsam zu erschließen.
Bei Fragen zum Lektürekurs kontaktieren Sie mich gerne unter folgender E-Mail-Adresse: sophia.regopoulos@gmail.com.
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