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SoSe 22: Die Theatertechnikerfamilie Brandt, die Ausstattungsfirma Hartwig & Co und die „Szenierung“ im Theater des 19. Jahrhundert

Peter Jammerthal

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In der Utopie des Gesamtkunstwerks – im 19. Jahrhundert nicht allein von Richard Wagner erträumt – vereinen sich nicht nur Musik und Drama, sondern sämtliche am theatralen Ereignis beteiligten Künste, auch Szenografie und Licht, zu perfekter Synthese.

Unter den zeitgenössischen Produktionbedingungen sind individuelle Neuausstattungen von Theaterproduktionen jedoch eher die Ausnahme bei Leuchtturmprojekten, wie insbesondere die Opern Wagners. Die „Szenierung“ von Stücken was die dekorative Gestaltung anbelangt, liegt zumeist in den Händen von ausführenden Theatermalern und findigen Maschinisten. Dabei galt es auch „typische“ Dekorationen für den Theaterfundus zu sammeln, mit denen zahlreiche – durchaus ähnliche – Inszenierungen möglich waren.

Die Theatertechnikerfamilie Brandt, deren Nachlass an Plänen und technischen Zeichnungen sich seit wenigen Jahren in den Sammlungen des Instituts befindet, übertrug dabei auch die technischen Segnungen der Industrialisierung (Gas, Strom, Hydraulik etc.) auf die Herstellung szenischer Illusion und entwarf die bühnentechnische Grundausstattung zahlreicher Theatergebäude, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts landauf, landab modernisiert oder neu gebaut worden waren. Dieser Bestand wurde nun umfassend digitalisiert und soll in diesem Seminar erstmals ausgewertet werden.

Zur zeitgenössischen Ausstattungspraxis zählt auch die Etablierung von Firmen, bei denen Theater komplette Dekorationen oder auch nur Einzelstücke bestellen, kaufen oder mieten konnten, um die hauseigenen Werkstätten zu entlasten oder solche gar nicht erst aufzubauen.

Die bekannte Berliner Firma „Hugo Baruch & Co“ baute und lieferte etwa noch die komplette Ausstattung für Max Reinhardts berühmte „Sommernachtstraum“-Inszenierung von 1905, die Firma „Theaterkunst“ existiert heute immer noch als Ausstattungsfirma für Filmkostüme. Verschüttet dagegen ist die Geschichte der um 1900 ebenfalls noch reichsweit präsenten Berliner Ausstattungsfirma „Hartwig & Co“, von der bislang nur wenige Spuren in den Theaterwissenschaftlichen Sammlungen aufgefunden werden konnten. Auf zur Spurensuche zu einer Form des Theatermachens vor dem sogenannten Regietheater.

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