SoSe 22: "Zeitgenossenschaft"?
Kirsten Maar
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Was meint Zeitgenossenschaft, um wessen Zeitgenossen geht es, wenn wir diesen Begriff benutzen, was macht das Spezifische des in einer Zeit verortet-Sein aus, welche Narrative eignen der jeweiligen Zeit und wie steht der Begriff zur Frage des Repertoires, den Kanons und zur Geschichte? – Was bedeutet die Bezeichnung zeitgenössischer Tanz? Das Seminar fragt danach wie sehr der Zugang für ein Publikum von Formaten und Kontexten bestimmt wird, und wie sehr er durch die Bezüge in ihre Umwelt bzw. durch die jeweiligen Konzeptionen von Zeitgenossenschaft geprägt ist. Zeitgenossenschaft meint in diesem Zusammenhang nicht nur ein „together in time“, eine Gleichzeitigkeit oder Synchronizität, sondern gerade die Bezogenheit verschiedener Zeitlichkeiten innerhalb von Präsens und Präsenz bzw. Gegenwart und Gegenwärtigkeit und bricht so mit der Vorstellung einer linearen Fortschrittsgeschichte. Damit werden allerdings auch lange Zeit gültige Kategorien von Epochen, Definitionen von Stilen und Moden ebenso infrage gestellt wie das Verhältnis von Moderne, Post-Moderne und Zeitgenössischem, wie es insbesondere auch in den Zuschreibungen des „zeitgenössischen Tanzes“ thematisiert wird. Der Bezug auf Geschichte wird so entlang von Geschichten und in ihrem Nebeneinander verständlich. Wir werden anhand von aktuellen Beispielen tanz-historiographische Ansätze (Cvejic, Foster, Schellow, Taylor), Problematisierungen der Moderne (Hui), Ideen der Hauntology (Fisher), Blochs Konzept der Utopie und Ansätze zu futurity (Munoz, Berardi) sowie choreographisch-dramaturgische Strategien der Fiktionalisierung und des Storytellings diskutieren.
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