SoSe 23: Meillassoux und der europäische Voluntarismus: Zur Frage nach der Kontingenz der Welt
Thorsten Streubel
Kommentar
Der Begriff der Kontingenz wird in den Geistes- und Sozialwissenschaften mittlerweile inflationär verwendet, obwohl es gar nicht sicher ist, ob es echte Kontingenz überhaupt gibt. ‚Kontingenz‘ ist ... Lesen Sie weiter
Der Begriff der Kontingenz wird in den Geistes- und Sozialwissenschaften mittlerweile inflationär verwendet, obwohl es gar nicht sicher ist, ob es echte Kontingenz überhaupt gibt. ‚Kontingenz‘ ist ein modalontologischer Begriff (so wie ‚Möglichkeit‘, ‚Wirklichkeit‘, ‚Notwendigkeit‘) und damit Gegenstand von Ontologie und Metaphysik. Ein origineller zeitgenössischer Kontingenzdenker ist der französische Philosoph Quentin Meillassoux, der sein spekulatives Denken von der klassischen Metaphysik dadurch abzusetzen versucht, dass er den Satz vom Grunde als universell gültiges Prinzip suspendiert und stattdessen die Notwendigkeit der Kontingenz behauptet. Hieraus könnte sich scheinbar paradox ergeben, dass die Welt in ihrer Existenz tatsächlich notwendig ist, wenngleich in ihrer Konstitution zugleich notwendig kontingent. In diesem Seminar wird es darum gehen, die Thesen Meillassoux' kritisch zu prüfen und mit den Thesen der voluntaristischen Metaphysik des Spätmittelalters und der Neuzeit (in der sich ebenfalls radikale Denkfiguren der Kontingenz finden) zu konfrontieren. Die übergeordnete Frage lautet dabei: Ist Metaphysik als Wissenschaft doch möglich? Schließen