17027 Proseminar

WiSe 12/13: Die Erfindung des romantischen Dramas durch Stendhal und Hugo

Winfried Engler

Kommentar

Die französische Romantik als postrevolutionäre Gruppe wird von ihren Begründern und Gegnern, Theoretikern wie Praktikern, nicht erst von der Literaturwissenschaft so genannt. Das verbindet sie mit der Renaissance und unterscheidet sie von der Klassik des 17. Jahrhunderts, die Voltaire und die Schulbuchpolitik Napoleons in diesen Rang erhoben haben. Wenn die Romantik ästhetisch gegen die anhaltende Rezeption der Klassik und ihrer Modellhaftigkeit und soziologisch gegen den Erwartungshorizont der Kritik und des Publikums durchgesetzt werden soll, ist das Schlachtfeld - la bataille - die Dramatik und das Theater. Darin sind sich, mit kontroversen Argumenten, Stendhal (Racine et Shakespeare, 1823, 1825) und Victor Hugo (Préface de Cromwell, 1827) einig. Ihr Konsens aktualisiert die nationale Errungenschaft, wonach die romantische Darstellung der Welt die Revolution von 1789 als Kulturrevolution fortschreibt und auf der Bühne als dem öffentlichsten literarischen Ort das Fortbestehen des ästhetischen Normensystems aus der Monarchie bekämpft. Französisch, bis 1789 als Sprache des Königs legitimiert, ist seitdem die Sprache der Nation. Die Durchsetzung der Romantik ist schon unter der napoleonischen Herrschaft problematisch (das Deutschlandbuch der Madame de Staël wird verboten) und wird von der politischen Restauration nach 1815 behindert. Zu beachten sind in diesem Kontext die traditionelle, d.h. klassikorientierte Ausbildung der Schauspieler und die Befriedigung des Publikumsgeschmacks durch das Melodrama von Pixérécourt und später durch das Boulevardtheater. Wenn Romantik sich als Innovation definiert, offenbart der Prozess die Zeitgleichheit des Ungleichen und damit die prekäre Situation der romantischen Dramatik, die spätestens 1843 ihre Wirkung verliert. Für diese Koinzidenz des Disparaten steht Stendhal, der die Modernisierung im Prosadrama, das er selbst nicht produziert, sieht, wozu er ein Projekt von Diderot aus dem 18. Jahrhundert fortschreibt, während Hugo darauf setzt, den Alexandriner als den französischen Dramenvers schlechthin von der Bindung an den klassischen "style noble" zu lösen. Erst langfristig wirken beide Innovationen. Gegenstand der Arbeit im Plenum sowie der Referate und Hausarbeiten sind ausgewählte Texte, die zu Beginn des Semesters zusammen mit Themen- und Literaturlisten im Blackboard zur Verfügung stehen sollen. Zur Einführung: Winfried Engler, Die französische Romantik, Tübingen 2003. Schließen

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