17520 Proseminar

WiSe 12/13: Theatralität

Katrin Beushausen

Kommentar

In ihrer Einführung zum Band Theatricality (2003) konstatieren Thomas Postlewait und Tracy C. Davis: "For better or worse, the idea of theatricality is quite evocative in its descriptive power yet often open-ended and even contradictory in its associative implications." Tatsächlich öffnet der Begriff der Theatralität ein weites Feld von Anwendungs- und Untersuchungsmöglichkeiten, zugleich bedarf er angesichts begrifflicher und assoziativer Fülle stets der Einordnung und Präzisierung. Als ästhetisches Kriterium kann er der Beschreibung der spezifischen Qualitäten des Kunsttheaters, seiner medium specificity, dienen; zugleich aber ermöglicht er die Untersuchung und Beschreibung kultureller Praktiken in Hinblick auf Strategien der Zuschaustellung, Inszenierung und Präsentation. In diesem Sinne erweitern Konzepte des Theatralen den Gegenstandsbereich der Theaterwissenschaft radikal und akzentuieren ihre Bedeutung als Kulturwissenschaft im Dialog mit anderen Disziplinen. Theatrale Metaphern und Modelle finden sich in den Kunst- und Kulturwissenschaften, ebenso wie in den Sozial- und Geschichtswissenschaften; umso bedeutsamer ist es für die Theaterwissenschaft, ein differenziertes Verständnis der unterschiedlichen Dimensionen des Begriffs, seiner Implikationen wie seiner Verwendung, zu entwickeln. Das Seminar möchte einen Überblick über wichtige Diskurse des Theatralen bieten und die Diskussion unterschiedlicher Ansätze und Strategien in der Verwendung von Theatralitätskonzepten ermöglichen. Dabei wird die Lektüre theoretischer Texte im Vordergrund stehen, die seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit Begriffen der Theatralität operieren, und zwar sowohl auf Seiten der Kultur- und Sozialwissenschaften (wie Goffman, Plessner, Burns, Foucault, Sennett, Butler), als auch auf Seiten der Theaterwissenschaft (Féral, Münz, Schramm, Fischer-Lichte). Da theatrale Konzepte jedoch in einer langen Tradition von Diskursen stehen, die die Welt und das menschliche Handeln als theatral verfasst verstehen (u. a. theatrum mundi, self-fashioning) oder im Bereich der Kunst die Spezifik theatraler Qualitäten betonen (insbesondere in den historischen Avantgarden), werden ausgewählte historische Exkurse und Quellen die Beschäftigung mit theoretischen Texten ergänzen. Teilnahmevoraussetzungen sind die aktive, regelmäßige Teilnahme, wozu neben der Lektüre und Diskussion von Forschungsliteratur und Quellen auch die Übernahme eines Referats zählt. Prüfungsleistung ist je nach Prüfungsordnung eine Hausarbeit (ca. 10 Seiten) oder eine mündliche Prüfung im Anschluss an das Seminar. In beiden Fällen ist das Thema rechtzeitig während des Semesters mit der Dozentin abzusprechen. Ein Teil der Literatur liegt nur in englischer Sprache vor. Einführende Literatur: Fischer-Lichte, Erika / Horn, Christian / Umathum, Sandra: Theatralität als Modell in den Kulturwissenschaften. Theatralität?; 6. Tübingen [u.a.]: Francke, 2004. Münz, Rudolf: Theatralität und Theater: zur Historiographie von Theatralitätsgefügen. Berlin: Schwarzkopf und Schwarzkopf, 1998. Postlewait, Thomas / Davis, Tracy C. (Hrsg.): Theatricality. Cambridge: Cambridge University Press, 2003. "Theatricality." Special issue of Sub-stance, vol. 31/2-3 (2002). Schließen

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