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Vorlesung
WiSe 12/13: Geschichte der lat. Bukolik von der Antike bis zur Neuzeit
Bernd Roling
Kommentar
Zu den erfolgreichsten Textformen der lateinischen Literatur zählt die Ekloge, deren lebendige Geschichte sich von der Antike bis weit in die Neuzeit verfolgen läßt. In Wechselgesängen tauschen sich Hirten über die Sorgen des alltäglichen Lebens aus und besingen die Liebe und die Schönheit der Natur. In vielen Eklogen trügt die vordergründige Idylle der Schäferpoesie und die ländlichen Protagonisten dienen den Verfassern, um den Bezug zur Gegenwart herzustellen und Kritik an den zeitgenössischen Verhältnissen zu üben. Schon die großen Dichter der karolingischen Epoche schreiben in Anlehnung an die Vorbilder Vergil, Calpurnius Siculus und Nemesianus "Carmina bucolica", unter denen die allegorisierende "Ecloga Theoduli" und die Gedichte Modoins und Alkuins herausragen. Im Hochmittelalter greifen Autoren wie Metellus von Tegernsee und Johannes von Garlandia die Form der Ekloge auf, in der beginnenden Renaissance sind es neben der Trias der italienischen Literatur, Dante Alighieri, Francesco Petrarca und Giovanni Boccaccio, auch Giovanni del Virgilio, Giovanni Pontano, Antonio Geraldini, Baptista Mantuanus oder Tito Vespasiano Strozzi, die das Genre um wirkmächtige neue Beispiele bereichern. Zahlreiche Poeten der Neuzeit nutzen die Ekloge, um im Gewand der Hirtendichtung Zeitkritik zu üben und politische Mißstände aufzudecken. Die großen neulateinischen Dichter des europäischen Humanismus lassen sich in diesem Kreis finden, unter ihnen Johannes Camerarius, Simon Lemnius und Johannes Bocer, doch darüber hinaus viele unbekannte Autoren, die noch entdeckt werden können.
Einführende Literatur: William Leonard Grant, Neo-Latin Literature and the Pastoral, Chapel Hill 1965; Helen Cooper, Pastoral. Medieval into Renaissance, Ipswich 1977; Margarethe Stracke, Klassische Formen und neue Wirklichkeit. Die lateinische Ekloge des Humanismus, Gerbrunn 1982; Konrad Krautter, Die Renaissance der Bukolik in der lateinischen Literatur des XIV. Jahrhunderts: von Dante bis Petrarca, München 1983.
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