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WiSe 12/13: Gertrud, Lidwina und ihre Schwestern: Spätmittelalterliche Selbstzeugnisse und Viten weiblicher Heiliger

Bernd Roling

Kommentar

Mit dem Hochmittelalter tritt ein neuer Typ der Heiligen in den Vordergrund. Junge, oft früh vom Schicksal gezeichnete Frauen konnten eine radikale Innerlichkeit und Christusmystik mit einer Überhöhung des irdischen Leidens verbinden, die das Passionsgeschehen in Erinnerung rufen oder das Fegefeuer antizipieren sollte. Die Viten dieser Heiligen sind alles andere als eine stereotype Aufzählung von introvertierten Heldentaten, sie lassen Individuen in Erscheinung treten, die sich um ihren besonderen Platz in der spätmittelalterlichen Gesellschaft bemühen und ihr oft bizarres Tun rechtfertigen konnten. Reklusen wie Christina von Markyate, Schmerzensheilige wie Luitgard von Tongeren, Christina Mirabilis von Saint-Trond oder die berühmte "Dulderin" Lidwina von Schiedam, deren Vita noch im 19. Jahrhundert Joris-Carl Huismans schreiben sollte, treten hier neben ausgewiesene Mystikerinnen und Literatinnen wie Gertrud von Helfta, deren "Legatus divinae pietatis" zum wichtigsten Dokument der Frauenmystik der Zeit wird, Elisabeth von Schönau oder Birgitta von Schweden, mit deren "Revelationes" die Geschichte der lateinischen Literatur Schwedens ihren Anfang nimmt. Wir wollen in diesem Seminar eine Auswahl ihrer Viten und Selbstzeugnisse lesen und vor ihrem theologischen, literarischen und zeitgenössischen Hintergrund interpretieren. Ein besonderer Schwerpunkt des Seminars wird auf der Buch- und Druckgeschichte der Texte liegen. Einführende Literatur: Barbara Newman, The collected Saint' Lives: Abbot John of Cantimpré, Turnhout 2008; Mary Lou Shea, Medieval Women on Sin and Salvation, New York 2010; Peter Dinzelbacher (Hg.), Mittelalterliche Frauenmystik, Paderborn 1993; Anneke B. Mulder-Bakker, Living Saints of the thirteenth Century, Turnhout 2011. Schließen