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WiSe 12/13: Lieber Gott oder Teufel im détail? Das Detail in der oberitalienischen Malerei von Giotto bis Mantegna

Anna Degler

Kommentar

1925 notierte der Hamburger Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler Aby Warburg nach einer Sitzung mit seinen Kollegen am noch jungen Hamburger Seminar auf einen Zettel u.a. Folgendes: „Der liebe Gott steckt im Détail. Verbesserung d.[er] Methode 1902.“ Diese historische Randnotiz offenbart, dass das Detail für die Etablierung der Kunstgeschichte als anerkannter Geisteswissenschaft mit eigenen Methoden eben gerade keine unbedeutende Rolle spielte. Im Volksmund existiert zugleich eine verbreitete Umkehrung des Diktums, die nicht den lieben Gott, sondern ausgerechnet seinen ärgsten Widersacher, den Teufel, im Detail vermutet und so gleichermaßen dem Kleinen und Nebensächlichen eine ominöse Bedeutsamkeit zuspricht. Das Seminar möchte die These verfolgen, ob nicht der Maler selbst als „gleichsam ein zweiter Gott“, wie ihn der italienische Kunsttheoretiker Leon Battista Alberti nannte, gerade in den Details seiner Werke steckt. Es geht demnach auch um das Erfassen künstlerischer Freiräume in der so entscheidenden Übergangsphase des Bildes vom Spätmittelalter zur Frührenaissance. Dabei steht die intensive Arbeit mit den Bildern im Vordergrund. Es sollen zentrale Instrumente wie mündliche und schriftliche Bildbeschreibung und -vergleiche unter den besonderen Bedingungen einer Detailanalyse und mit Berücksichtigung verschiedener kunsthistorischer Methoden erprobt werden. Zudem sollen wissenschaftsgeschichtliche Aspekte diskutiert werden, um den Rang der Detailanalyse innerhalb der Geschichte der Kunstgeschichte zu ermitteln. Ziel des Seminars ist neben der vertieften Kenntnis der Kunst des Tre- und Quattrocento die Beherrschung grundlegender kunstgeschichtlicher Methoden sowie die Erschließung der Bedeutung des Details im Prozess der Genese des neuzeitlichen Bildes. Sprachkenntnisse in Italienisch und Französisch sind von Vorteil (aber keine Bedingung). Schließen

Literaturhinweise

Einführende Literatur: - Daniel Arasse, Le détail. Pour une histoire rapprochée de la peinture, Paris [1992] 2008. - Daniel Arasse, Gott im Detail. Über einige italienische Verkündigungsszenen, in: Wolfgang Schäffner (u.a.) (Hg.), „Der liebe Gott steckt im Detail“. Mikrostrukturen des Wissens, München 2003, S. 73–90. - Michael Baxandall, Die Wirklichkeit der Bilder. Malerei und Erfahrung im Italien des 15. Jahrhunderts, Frankfurt am Main (u.a.) [1972] 1988. - Maria de Peverelli, Ludovico Pratesi, Dentro l’immagine. Paesaggi, arredi e dettagli nella pittura del Rinascimento italiano, Mailand 1994. - Michael Philipp, Vom Kultbild zum Abbild der Wirklichkeit. Zur Entwicklung der italienischen Malerei, in: Ausstellungskatalog Die Erfindung des Bildes. Frühe italienische Malerei bis Botticelli, Ortrud Westheider, Michael Philipp (Hg.), Bucerius Kunstforum Hamburg, München 2011, S. 12–33. - Wolfram Pichler, Detaillierung des Bildes. Zur Einleitung in den Band, in: Edith Futscher (u.a.) (Hg.), Was aus dem Bild fällt. Figuren des Details in Kunst und Literatur. Friedrich Teja Bach zum 60. Geburtstag, München 2007, S. 9–41. Schließen

16 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

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Mo, 15.10.2012 12:00 - 14:00

Dozenten:
Anna Degler