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Seminar
WiSe 12/13: Zur Repräsentation von Geschichte
Rosmarie Beier-de-Haan
Kommentar
Für den öffentlichen Diskurs über Geschichte sind sowohl die Geschichtsschreibung als auch das historische Museum wichtige Instanzen. Beide, die Historiographie wie die öffentlichen Museen, haben sich im Deutschland des frühen 19. Jahrhunderts in einer Form herausgebildet, die Folgen bis heute zeitigt. Das Seminar wird in seinem ersten Teil den Anfängen und Grundlagen der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung (insbesondere Wilhelm von Humboldt, Leopold von Ranke) nachgehen. Zugleich wird nachvollzogen werden, durch welche Konzeptionen die sich zeitgleich entwickelnde museale Öffentlichkeit in Deutschland geprägt war. Welche Motive bestimmten die Schaffung der Museumsinsel in Berlin wie des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg - das übrigens ein nationales Museum vor dem Nationalstaat war?
Da das Seminar auf problemorientierte Vergleiche entlang exemplarisch gewählter Autoren und Museumskonzeptionen ausgerichtet ist, wird in der zweiten Hälfte des Seminars in einem großen Sprung in die jüngere Vergangenheit nach der Idee des Nationalmuseums heute gefragt werden. Im westlichen Teil der nach 1945 geteilten deutschen Nation wurden erst spät, in den 1980er Jahren, mit dem Deutschen Historischen Museum und dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik in Bonn nationale Geschichtsmuseen konstituiert. Was liegt ihrer Konzeption zugrunde, und warum war ihre Gründung so umstritten? Inwieweit waren die Kontroversen mitgeprägt von der Frage nach der vergleichenden historischen Bewertung der Diktaturen des 20. Jahrhunderts, die im Historikerstreit ihren öffentlichen Ausdruck fand? Und inwieweit waren die neuen deutschen Nationalmuseen Teil einer globalen Entwicklung, die an Beispielen aus Australien, Neuseeland, Kanada und anderen Ländern ebenfalls Seminargegenstand sein wird?
Die bundesdeutsche Geschichtsschreibung war - bei gleichzeitiger Öffnung hin zu neuen Dimensionen wie der Historischen Sozialwissenschaft, der Gender History, der Mikrohistorie oder der Körpergeschichte - bis in die jüngste Zeit weiterhin stark durch einen nationalen Blick geprägt. Dies wird im Seminar beispielhaft untersucht werden, etwa an den Arbeiten der Bielefelder Schule. In der vergleichenden Betrachtung mit dem boomenden Ausstellungswesen der letzten Jahrzehnte wird zu prüfen sein, inwieweit und in welcher Form Ansätze der Überwindung nationalstaatlicher Konzepte auch hier Gestalt angenommen haben.
Ein ca. vierstündiger Aufenthalt im Deutschen Historischen Museum mit Fachgesprächen zum museumsbezogenen Berufsfeld ist Bestandteil des Seminars.
Einführende Literatur:
R. Beier-de Haan, Erinnerte Geschichte - Inszenierte Geschichte. Museen und Ausstellungen in der Zweiten Moderne, Frankfurt a.M. 2005;
A. te Heesen, Theorien des Museums zur Einführung, Hamburg 2012;
G. Iggers, Deutsche Geschichtswissenschaft, Wien u.a. 1997, bes. S. 11-42
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16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Do, 18.10.2012 16:00 - 18:00
Do, 25.10.2012 16:00 - 18:00
Do, 01.11.2012 16:00 - 18:00
Do, 08.11.2012 16:00 - 18:00
Do, 15.11.2012 16:00 - 18:00
Do, 22.11.2012 16:00 - 18:00
Do, 29.11.2012 16:00 - 18:00
Do, 06.12.2012 16:00 - 18:00
Do, 13.12.2012 16:00 - 18:00
Do, 20.12.2012 16:00 - 18:00
Do, 10.01.2013 16:00 - 18:00
Do, 17.01.2013 16:00 - 18:00
Do, 24.01.2013 16:00 - 18:00
Do, 31.01.2013 16:00 - 18:00
Do, 07.02.2013 16:00 - 18:00
Do, 14.02.2013 16:00 - 18:00