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WiSe 13/14: Kino und Lyrik

Elisabeth Paefgen

Kommentar

Auf den ersten Blick mag die Kombination von filmischer und lyrischer Kunst überraschen, weil man beim filmischen Erzählen eher an epische oder dramatische Formen denkt. Aber Wolfgang Kayser setzt schon 1959 lyrische Verse und filmische Bewegungsbilder in eine Beziehung zueinander und verweist damit indirekt auf die Möglichkeit der vergleichenden Gegenüberstellung. 2007 dann hat Jan Volker Röhnert mit seiner Dissertation über Springende Gedanken und flackernde Bilder erstmals Lyrik im Zeitalter der Kinematographie untersucht. Diese komparatistisch angelegte Studie konzentriert sich für den deutschen Sprachraum auf die lyrischen Arbeiten Rolf Dieter Brinkmanns, denen wir auch im Seminar einige Aufmerksamkeit schenken werden. Röhnert hat zusammen mit Andreas Kramer 2009 eine Anthologie herausgegeben, in der deutschsprachige Gedichte zum Thema 100 Jahre Film und Kino im Gedicht versammelt sind. Dieser Band enthält auch zahlreiche Gedichte aus der Anfangszeit des Kinos, von denen einige ebenfalls Grundlage der Seminararbeit sein sollen. Darüber hinaus gibt es eine anregende Studie von Sean O'Sullivan zum Verhältnis von seriellem (Fernseh-)Erzählen und lyrischen Texten, die als Anregung genommen werden soll, um mögliche Beziehungen zu untersuchen, die zwischen der Struktur von Großen Erzählungen und der von Gedichten bestehen. Und nicht zuletzt sind einige lyrische Texte der unmittelbaren Gegenwart ‚sichtbar' von der siebten Kunst beeinflusst und demonstrieren, dass die Filmbilder auch die lyrischen Bilder verändern. Im Mittelpunkt unseres Interesses wird dabei der 2006 erschienene Band Polar stehen, in dem Albert Ostermaier sein Interesse für den französischen film noir lyrisch verarbeitet hat. Das Seminar verlangt die Bereitschaft, sich auf ein neues Thema einzulassen, das noch keine intensive Forschung erfahren hat; manches Mal werden vielleicht ungewöhnliche Denkwege beschritten werden (müssen), um die Hypothesen zu überprüfen und die Ergebnisse zu diskutieren. Nicht geeignet ist das Seminar für Studierende, die sich mit abgesicherten philologischen Fragestellungen befassen möchten. Schließen