17092
Proseminar
WiSe 13/14: Rittererzählungen der Renaissance
Alice Spinelli
Kommentar
Ariosts Orlando Furioso ist zweifellos das berühmteste und wichtigste Werk der italienischen Ritterliteratur. Diese stellt in der Kulturgeschichte der Romania unter mehreren Gesichtspunkten einen exemplarischen Fall dar. Zum einen hat sich die heimische Tradition dadurch entwickelt, dass sie Figuren und Motive der chansons de geste sowie des höfischen Romans aus Frankreich importiert und hybridisiert hat, diesen aber zugleich eine neu erfundene (und bald in anderen Nationalliteraturen imitierte) metrische Form, die ottava rima, verliehen hat: In dieser Hinsicht kann die Dialektik des interkulturellen Austausches paradigmatisch untersucht werden. Zum anderen gilt die ritterliche Tradition des italienischen Cinquecento als bevorzugte fiktionale Erscheinungsform der epistemologischen Wende, die durch die Pluralisierung des Wahrheitsbegriffs die Diskurskonfigurationen der Renaissance geprägt hat. Die ironische Aufhebung traditioneller Sinnsysteme und die innovative Umsetzung einer narratologischen Technik, die die Erzählinstanz relativiert und den Wahrheitsanspruch der Dichtung in Frage stellt, lassen Ariosts Orlando Furioso als ideales „Manifest“ einer strukturellen Wandlung betrachten, die zum Don Quixote von Cervantes - und damit zum Roman in modernem Sinn - geführt hat.
Im Kurs werden wir versuchen, die diachrone Parabel der italienischen Rittererzählungen in ihren vielfältigen Aspekten durch punktuelle Textanalysen sowie theoretische Überlegungen zu beschreiben. Dazu wird auch eine gattungshistorische Reflexion über die Beziehung zwischen Epos und Roman gehören, in der die Rekonstruktion des in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s. - meistens aufgrund der „Wiederentdeckung“ der Poetik von Aristoteles - ausgelösten Ariost-Tasso-Streits eine zentrale Rolle spielen wird.
Primärliteratur: Einzelne Texte von mehreren Autoren (vor allem Pulci, Boiardo, Tasso) werden im Laufe des Proseminars zur Verfügung gestellt. Zur Anschaffung wird folgende Ariost-Ausgabe empfohlen: Ludovico Ariosto, Orlando Furioso, commento di Emilio Bigi, a cura di Cristina Zampese. Milano : Rizzoli (BUR), 2012.
Sekundärliteratur (nähere bibliographische Hinweise zu Beginn des Kurses und in jeder Sitzung): Klaus W. Hempfer (Hrsg.), Ritterepik der Renaissance. Stuttgart : Steiner, 1989; Klaus W. Hempfer, Diskrepante Lektüren: die Orlando-Furioso-Rezeption im Cinquecento. Historische Rezeptionsforschung als Heuristik der Interpretation. Stuttgart: Steiner, 1987; Karlheinz Stierle, Die Verwilderung des Romans als Ursprung seiner Möglichkeit, in: H. U. Gumbrecht (Hrsg.), Literatur in der Gesellschaft des Spätmittelalters. Heidelberg : Winter, 1980, S. 253-313; Marco Villoresi, La letteratura cavalleresca dai cicli medievali all’Ariosto. Roma : Carocci, 2000.
Schließen
16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Do, 17.10.2013 14:00 - 16:00
Do, 24.10.2013 14:00 - 16:00
Do, 31.10.2013 14:00 - 16:00
Do, 07.11.2013 14:00 - 16:00
Do, 14.11.2013 14:00 - 16:00
Do, 21.11.2013 14:00 - 16:00
Do, 28.11.2013 14:00 - 16:00
Do, 05.12.2013 14:00 - 16:00
Do, 12.12.2013 14:00 - 16:00
Do, 19.12.2013 14:00 - 16:00
Do, 09.01.2014 14:00 - 16:00
Do, 16.01.2014 14:00 - 16:00
Do, 23.01.2014 14:00 - 16:00
Do, 30.01.2014 14:00 - 16:00
Do, 06.02.2014 14:00 - 16:00
Do, 13.02.2014 14:00 - 16:00