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WiSe 13/14: Jakob Bidermann und das Jesuitendrama

Bernd Roling

Kommentar

Auch als Antwort auf das protestantische Schultheater entwicklen die Jesuiten des späten 16. Jahrhunderts eine lateinische Bühnenkultur, die fest im Curriculum des Ordens verankert wird, bis ins 18. Jahrhundert wirkmächtig bleibt und zehntausende von Theaterstücken hervorbringt. Kein Kolleg und kein Schulgymnasium von Paraguy bis nach Litauen kam ohne Dramatiker aus, die für ihr Publikum fast alle erdenklichen Themen verarbeiteten und auf die Bühnen brachten. Ihre Theaterstücke dienen der Societas als Werkzeug der Apologie, der dogmatischen Katechese und als Hilfsmittel der innerkonfessionellen Kontroverse, sie sollten Lateinkenntnisse vermitteln, der Charakterbildung dienen und wollten nicht zuletzt auch unterhalten. Jenseitsreisen, Märtyrererzählungen und Bibelepisoden bilden den Grundstock des Bühnenrepertoires. Neben Georg Bernhardt, Nicolaus Avancini und Jacob Gretser kann Jacob Bidermann als wichtigster Bühnenautor des Ordens gelten. Seine Stücke behandeln historische Stoffe (Belisarius), Heiligenerzählungen (Philemon, Cenodoxus) oder biblische Sujets (Josephus), doch veranlassen Bidermann vor allem zu zeitlosen Betrachtungen über Schein und Wirklichkeit und die Verantwortung des Einzelnen vor Gott und seiner Umwelt. Seine Idee des 'Lebens als Traum' sollte für Calderon entscheidend werden, sein Gefühl für Komik und sein zielsicherer Einsatz dramatischer Effekte sichern Bidermann zugleich einen Platz in der deutschen Theatergeschichte. Im Seminar soll eine Auswahl aus den Stücken Bidermanns gelesen und interpretiert werden. Der Schwerpunkt wird dabei auf seinem berühmtesten Stück, dem 'Cenodoxus' liegen. Literatur: Jakob Bidermann, Ludi theatrales (2 Bde.), München 1666, ND hrsg. von Rolf Tarot, Tübingen 1967, Thomas W. Best, Jacob Bidermann, Charlottesville 1975, Peter-Paul Lenhard, Religiöse Weltanschauung und Didaktik im Jesuitendrama. Interpretationen zu den Schauspielen Jacob Bidermanns, Frankfurt/Bern 1976, Georg Braungart, Jakob Bidermanns Cenodoxus. Zeitdiagnose, superbia-Kritik, komisch-tragische Entlarvung und theatralische Bekehrungsstrategie, in: Daphnis 3, 1989, S. 581-640, Jakob Bidermann, Cenodoxus Comico-Tragoedia. Aus dem Lateinischen übersetzt und kommentiert von Christian Sinn, Tübingen 2004. Schließen