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WiSe 13/14: Fontane vs. Heiner Müller

Johannes Windrich

Kommentar

Wer ein literaturwissenschaftliches Studium aufnimmt und sich die Grundbegriffe des Fachs anzueignen versucht, gerät nicht selten in Verwirrung. Die zu erlernenden Termini und Theoriekonzepte wirken wie Wortungetüme, wie lästige Hindernisse, die sich der Auseinandersetzung mit dem Wesentlichen - dem literarischen Text - in den Weg stellen. Derartige Schwierigkeiten sind zu Beginn des Studiums nicht zu vermeiden. Sie lassen sich aber minimieren, wenn das begriffliche Instrumentarium nicht abstrakt, sondern konkret in der Anwendung auf bestimmte literarische Werke erläutert wird. Einige Einführungsbände wählen daher den Weg einer vergleichenden Analyse: Sie enthalten unterschiedliche, von konträren literaturtheoretischen An-nahmen geleitete Lektüren zu ein und demselben literarischen Text, explizieren die verschiedenen Ansätze also anhand der interpretatorischen Arbeit. Auf diese Weise kommt die Funktion bzw. die Reichweite der jeweiligen Begrifflichkeit klarer zur Geltung. Ein solches Verfahren liegt u.a. dem Band Literaturtheorien in der textanalytischen Praxis von Dieter Kafitz (2007) zugrunde. Darin dienen Theodor Fontanes Roman Irrungen Wirrungen und Heiner Müllers Theatertext Bildbeschreibung als Analysebeispiele. Das Seminar verfolgt das Ziel, mit Hilfe von Kafitz' Studie in die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft einzuführen. Wir werden uns den beiden Werken von Fontane und Müller zunächst "frei", d.h. ohne einen vorgegebenen theoretischen Fokus annähern. Im zweiten Schritt sollen die dominierenden Strömungen der Literaturwissenschaft anhand der beiden Texte vorgestellt werden: Rezeptionsforschung/ Intertextualität, Hermeneutik, Strukturalismus, Dekonstruktion, Diskursanalyse, Gendertheorie und kulturwissenschaftliche Literaturbetrachtung. Die Ausführungen aus dem genannten Einführungsband werden jeweils mit Lektüren zu wichtigen Theorietexten ergänzt. Zur Vorbereitung empfehle ich, Irrungen Wirrungen und Bildbeschreibung gründlich, wenn möglich mehrfach zu lesen. Schließen