17736
Seminar
WiSe 13/14: Dreigroschenoper und Dreigroschenfilme
Bodo Bischoff
Kommentar
[...] Es gibt einige wenige Dinge, die den Menschen erschüttern, einige wenige, aber das Schlimme ist, daß sie, mehrmals angewendet, schon nicht mehr wirken. Denn der Mensch hat die furchtbare Fähigkeit, sich gleichsam nach eigenem Belieben gefühllos zu machen [...]. Diese erschütternde Feststellung aus dem Monolog des Mr. Peachum hat wohl kaum etwas an Aktualität eingebüßt. Überhaupt erweisen sich die verschiedenen inhaltlichen Problemfelder der 1928 entstandenen Dreigroschenoper auch aus der Perspektive des neuen Jahrhunderts durchaus nicht als unzeitgemäß. Dieses in einer Parabel des epischen Theaters scheinbar so 'vergnügt und ungefährlich' (Walter Benjamin) daherkommende Stück Welttheater soll sowohl inhaltlich, als auch unter den Aspekten der Umsetzung einer Brechtschen Theatertheorie gegen den oberflächlich glatten Strich gebürstet werden. Von zentraler Bedeutung für die Dramaturgie des Stückes ist natürlich auch die Musik. Welche Bedeutung ihr auf der Bühne und Leinwand in den Filmadaptionen von Pabst (1931) und Staudte (1962) zukommt, wird zu untersuchen sein.
Adorno hat die Dreigroschenoper 'nach einmaligem Hören' als das 'wichtigste Ereignis des musikalischen Theaters' [...] seit 'Bergs Wozzeck' apostrophiert und u.a. die neuen kompositorischen Errungenschaften der Musik Weills enthusiastisch gewürdigt, die 'aus der Nachbarschaft des Wahnsinns ihre sprengende, erhellende Macht gewinnt.' Die Analyse der Musiknummern wird einerseits herauszupräparieren haben, worin die Sprengkraft der 'grauen, verräucherten Songs' (Adorno) in der Dreigroschenoper besteht und andererseits ihre verschiedenen Funktionen innerhalb der jeweiligen Szenen zu bestimmen haben.
Ein dritter Themenkreis wird sich mit der Rezeption der Dreigroschenoper sowie der Diskussion erreichbarer Aufführungen beschäftigen.
Einführende Literatur:
BRECHT, BERTOLD, Werke. Grosse kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, Bd. II, Stücke, Berlin/Weimar/Frankfurt a.M. 1988; Bd. XXI, Schriften 1914-1933, Berlin/Weimar/Frankfurt a.M. 1992; Bd. XXII/1, Schriften 1933-1942, Berlin/Weimar/Frankfurt a.M. 1993; Bd. XXII/2, Schriften 1933-1942, Berlin/Weimar/Frankfurt a.M. 1993; Schriften. Texte zu Stücken, Berlin/Weimar/Frankfurt a.M. 1991;
FUEGI, JOHN, Brecht, Hamburg 1997;
GEUEN, HEINZ, Von der Zeitoper zur Broadway Opera. Kurt Weill und die Idee des musikalischen Theaters, Schliengen 1997;
HINTON, STEPHEN, Kurt Weill, The Threepenny Opera, Cambridge u.a. 1990;
UNSELD, SIEGFRIED, Bertholt Brechts Dreigroschenbuch. Texte, Materialien, Dokumente, 2 Bde. Frankfurt a.M. 1973;
WEILL, KURT, Ausgewählte Schriften, hg. mit einem Vorwort von David Drew, Frankfurt a.M. 1975
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