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Seminar
WiSe 13/14: Mode(n) schreiben
Philipp Ekardt
Kommentar
In Adornos Ästhetischer Theorie heißt es: "Mode ist das permanente Eingeständnis der Kunst, daß sie nicht ist, was sie zu sein vorgibt und was sie ihrer Idee nach sein muß. Als indiskreter Verräter ist sie ebenso verhaßt wie im Betrieb mächtig." Der Inhalt der auf diese Art weniger inkriminierten als schlicht benannten Indiskretion lässt sich auf viele Weisen fassen. Unter ihren wesentlichen Bestandteilen sind jedenfalls die offene Thematisierung der differentiellen wie radikal temporalisierten Natur ihres Gegenstandes. Mode und Moden stellen aus, was Literatur und Kunst nur selten preisgeben: sie tragen den Index der Verzeitlichung und betreiben offen eine Politik des Unterscheidungsgewinns, deren Ertrag sie wiederum umstandslos an ihre Anhänger weiterzugeben scheinen. Als ästhetischer Gegenstand taugen sie damit nur schwerlich für Autonomieversprechen jeglicher Art.
Wo immer das Schreiben über Mode und Moden seinen denunziatorischen Charakter aufgibt, beginnt es deren Produktivität zu erforschen. Das Seminar widmet sich neuesten, neueren, aber auch klassischen Texten aus Theorie und Literatur, die die Leistung der Mode würdigen und analysieren. Von Mallarmés fiktivem Modejournal La Dernière Mode zu Thomas Meineckes Diskursroman Lookalikes; von Flauberts literarischer Vivisektion des Modeopfers Bovary zu Barbara Vinkens dekonstruktiver Interpretation von Comme des Garçons; von Benjamins modetheoretisch gewendeter Geschichtsphilosophie des dialektischen Bildes zu Barthes Semiotik des Modejournalimus; von Simmels Philosophie der Mode und Espositos Luhmannschem Zugriff auf die Verbindlichkeit des Vorübergehenden zu Hennions Vorschlag, Geschmack weniger als Unterscheidungs- denn als attachment-Generator zu betrachten; bis hin zu den neuesten Relektüren Darwinscher Evolutionstheorie als Wissenschaft der Körpermoden.
Besondere Aufmerksamkeit wird das Seminar dabei dem Aspekt widmen, dass jegliches Schreiben zur Mode ein Schreiben mit und gegen den Aktivposten Zeit bedeutet. Dabei wird es u.a. auch um Zeitlichkeit und Konjunkturen der Schreibweisen, Stile u.s.f. gehen, wie sie z.B. Franco Morettis Konjunkturtheorie der Texte erahnen lässt. Neben solchen Langzeitoszillationen widmen wir uns auch im zeitlichen Kürzestformat dem Schreiben über Kleider und Kollektionen. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist das Verfassen einer (unbenoteten!) kurzen Kritik zu einer der im Herbst stattfindenden Schauen der Frühjahrs/Sommerkollektionen 2013 im modejournalistischen Echtzeittempo, d.h. vom Zeitpunkt von deren Veröffentlichung auf der Webseite style.com bis zum folgenden Morgen. Vorab werden wir zur Anleitung Artikel der Kritikerinnen Suzy Menkes (International Herald Tribune) und Cathy Horyn (New York Times) studieren.
WICHTIG: Beschränkte Teilnahme. Bitte schreiben Sie bei Interesse bitte unbedingt bis spätestens 01.10. eine Nachricht an philipp.ekardt@fu-berlin.de.
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16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Di, 15.10.2013 18:00 - 20:00
Di, 22.10.2013 18:00 - 20:00
Di, 29.10.2013 18:00 - 20:00
Di, 05.11.2013 18:00 - 20:00
Di, 12.11.2013 18:00 - 20:00
Di, 19.11.2013 18:00 - 20:00
Di, 26.11.2013 18:00 - 20:00
Di, 03.12.2013 18:00 - 20:00
Di, 10.12.2013 18:00 - 20:00
Di, 17.12.2013 18:00 - 20:00
Di, 07.01.2014 18:00 - 20:00
Di, 14.01.2014 18:00 - 20:00
Di, 21.01.2014 18:00 - 20:00
Di, 28.01.2014 18:00 - 20:00
Di, 04.02.2014 18:00 - 20:00
Di, 11.02.2014 18:00 - 20:00