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WiSe 13/14: Gregor der Große und seine Zeit

Bernd Roling

Kommentar

Wie keine Figur der abendländischen Geschichte steht Papst Gregor der Große (540-604) am Beginn des Mittelalters. Nur unter großen persönlichen Widerständen Papst geworden, mutierte er in wenigen Jahren zum politischen Akteur zwischen Rom, Byzanz und den germanischen Reichen und zugleich zum großen Kirchenpolitiker, mit dessen Wirken die Bekehrung Englands und die europaweite Ausbreitung des Mönchtums verbunden war. Gregors Schriften sind dem ganzen Mittelalter zu Grundlagenwerken geworden. In seinen Bibelkommentaren, den Homilien zu Hiob, Ezechiel und den Evangelien popularisierte er die augustinische Theologie und legte der Praxis der Allegorese das entscheidende Fundament, seine 'Cura pastoralis' wurde zum Ausgangspunkt der Klerikerausbildung und der ganzen frühmittelalterlichen Ethik und Tugendlehre. Zum Schlüsselwerk jedoch geraten Gregor die 'Dialogi', die in diesem Seminar im Vordergrund stehen sollen. In vier Büchern, die als Zwiegespräche mit Mitbrüdern gehalten sind und in einfachem und lebendigem Latein verfaßt wurden, beschreibt Gregor den dünnen Firnis, der im Alltagsleben des Christen Diesseits und Jenseits voneinander trennen mußte. Wunder, Jenseitsvisionen, Erscheinungen und Heimsuchungen machen das Lebens des Mönches aus; sie stehen im Zentrum der Debatten. Ohne Gregors Jenseitstopographie, sein Bild des Fegefeuers, aber auch das Bild des idealen Mönches, das er in Gestalt des Benedikt von Nursia zeichnen konnte, ist die Geschichte der katholischen Kirche nicht denkbar. In diesem Seminar soll eine Auslese der 'Dialogi', begleitet von Auszügen aus den anderen Werken Gregors gelesen und interpretiert werden. Einführende Literatur: Jeffrey Richards, Consul of God. The Life and Time of Gregory the Great, London 1980 (auch deutsch 1983); Gillian Rosemary Evans, The Thought of Gregory the Great, Cambridge 1986, Francis Clark, The Pseudo-Gregorian Dialogues, Leiden 1987, Sofia Boesch, Grégoire le Grand hagiographe: les dialogues, Paris 2006. Schließen