17633
Übung
WiSe 13/14: Fact-Fiction. Realitätseffekt und Fantastik als Pole kinematografischer Ästhetik
Jan-Hendrik Bakels
Kommentar
Die Unterscheidung zwischen realistischen und fantastischen Erzählformen spielt für die Auseinandersetzung mit narrativem Kino seit je her eine grundlegende Rolle. Ob in der frühen Kinodebatte, den materialistisch geprägten Schriften Walter Benjamins uns Sergej Eisensteins oder den klassischen Filmtheorien Kracauers und Arnheims - Realismus und Fantastik erscheinen immer wieder als einander gegenüberstehende Potentiale des Kinos. Spätestens mit ideologiekritischen Positionen der 70er Jahre wird dieser Diskurs zunehmend im Hinblick auf Fragen der Authentizität geführt.
Das Seminar fasst im Gegensatz dazu Realismus und Fantastik als Effekte auf Seiten des Zuschauers, um die ästhetische Strategien realistischen und fantastischen Erzählens in den Blick zunehmen. Im Zusammenspiel von Filmanalyse und theoretischen Auseinandersetzungen mit der Wahrnehmungspsychologie des Films soll dabei betrachtet werden, ob sich spezifische Inszenierungs-, Kompositions- und Erzählprinzipien für Realismus und Fantastik ausmachen lassen und welche Zuschaueradressierungen mit diesen Prinzipien einhergehen. Ein filmanalytischer Parcours durch so unterschiedliche Genres und Filmgattungen wie Historiografischer Film, Science-Fiction-Film, Animationsfilm oder Bio-Pic soll die Möglichkeit liefern, verschiedene Dimensionen realistischen und fantastischen Erzählens sowie eventuelle Hybridformen systematisch in den Blick zu nehmen. Wie entfalten sich historisch aufgeladene Bilder, Traumbilder oder Darstellungen fantastischer Welten im Zusammenspiel von Bewegung, Bild und Ton? Lassen sich dabei wiederkehrende Motive auf Ebene der Gestaltung, der sinnlich-körperlichen Erfahrung des Films oder der Adressierung von Zuschauergefühlen ausmachen? Und wie Verhält sich eine solche Betrachtung zur Organisation filmischer Genres?
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