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Lektürekurs
WiSe 13/14: Rituelles Schreiben im Judentum
Annett Martini
Hinweise für Studierende
Voraussetzung: Hebräischkenntnisse
Kommentar
Jede Schriftkultur besitzt ihre heiligen Texte, durch deren regelmäßige, meist durch einen festen Ritus in immer gleiche Bahnen gelenkte Lesung sich eine Gruppe von Menschen ihrer Gemeinschaft versichert und einen Ort kultureller Identität jenseits des Profanen konstruiert. Für das Judentum ist die Heilige Schrift in jeder Hinsicht konstitutiv. Sie ist von der Antike bis in die Neuzeit die zentrale Konstante, durch die juristische Erweiterungen, gesellschaftliche Wandlungen, philosophische Hypothesen, wissenschaftliche Innovationen oder mystische Spekulationen ihre Legitimation erhalten. Der Erhalt und die Weitergabe der Heiligen Schrift von einer Generation auf die nächste in ihrer unveränderlichen Form wird gerade für das Diasporajudentum zur wichtigsten Aufgabe, da allein dieser Text die geistige Grenze des jüdischen Volkes markiert.
Dementsprechend hoch ist die Verantwortung des Schreibers, dessen Tätigkeit durch feste Regeln bestimmt wird. Bereits in der frühen rabbinischen Literatur finden sich Vorschriften, die das Schreiben einer Torarolle, die Herstellung der kleinen Schriftrollen in den Tefillin und Mezuzot und das Kopieren der Bibel als eine besondere, heilige Handlung regeln. Diese Halachot betreffen zum einen äußere Aspekte des Schreibens, wie z.B. die Qualität des Pergaments, das bestimmte Reinheitsgebote erfüllen muss, oder die Wahl des Schreibgeräts und selbst die Herstellung der Tinte, die nach einer genau vorgegebenen Rezeptur zu erfolgen hat. Aber es werden auch Konzepte zur Visualisierung sprachlicher Strukturen, soziologische Aspekte wie die gesellschaftliche Stellung des Schreibers oder der innere Vorgang des Schreibens selbst als heilige Handlung besprochen. Im Laufe der Jahrhunderte kam es in den unterschiedlichen Lebensräumen der jüdischen Diaspora immer wieder zu Neuformulierungen und Erweiterungen dieser Regeln, die immer auch die jeweilige Umweltkultur widerspiegeln.
Ziel des Seminars ist die Sichtung und Aufarbeitung der entsprechenden Texte, wobei der kulturelle Kontext in den unterschiedlichen Lebensräumen der Diaspora berücksichtigt werden soll. Darüberhinaus werden Konzepte rituellen Schreibens anderer Kulturen zum Vergleich herangezogen werden.
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16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mo, 14.10.2013 10:00 - 12:00
Mo, 21.10.2013 10:00 - 12:00
Mo, 28.10.2013 10:00 - 12:00
Mo, 04.11.2013 10:00 - 12:00
Mo, 11.11.2013 10:00 - 12:00
Mo, 18.11.2013 10:00 - 12:00
Mo, 25.11.2013 10:00 - 12:00
Mo, 02.12.2013 10:00 - 12:00
Mo, 09.12.2013 10:00 - 12:00
Mo, 16.12.2013 10:00 - 12:00
Mo, 06.01.2014 10:00 - 12:00
Mo, 13.01.2014 10:00 - 12:00
Mo, 20.01.2014 10:00 - 12:00
Mo, 27.01.2014 10:00 - 12:00
Mo, 03.02.2014 10:00 - 12:00
Mo, 10.02.2014 10:00 - 12:00