Abgesagt 16692 Übung

WiSe 13/14: Projektionen in der Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit und in Formen der modernen Mittelalterrezeption

Andrea Sieber

Kommentar

Der Begriff der 'Projektion' ist in der wissenschaftlichen Umgangssprache omnipräsent. Dies indiziert, dass der Begriff nicht nur als Forschungsinstrument benutzt oder als Forschungsobjekt analysiert wird, sondern Projektionen immer auch als Modus der heuristischen Arbeit beinahe automatisch in die Wissenschaftspraxis einfließen. Häufig gilt dies als Manko; vereinzelt findet man jedoch programmatische Plädoyers: So hat Umberto Eco bereits Mitte der 80er Jahre die modernen Rezipienten aufgefordert, Vorstellungen vom Mittelalter von einer exzentrischen Position aus zu betrachten: "Träumt vom Mittelalter, aber fragt Euch immer, von welchem. Und warum." (Eco 1988) Gemäß dieser Aufforderung geht es im Vertiefungsmodul nicht darum, Aspekte der zeitgenössischen Selbstwahrnehmung im Mittelalter und deren Vergegenwärtigung in Formen der modernen Mittelalterrezeption auf ihre vorgebliche Authentizität zu befragen. Vielmehr sollen die Seminardiskussionen zur mittelalterlichen Literatur und zu Formen der modernen Mittelalterrezeption zeigen, wie in literarischen Texten und medialen Konstellationen fiktionale Welten konstituiert werden, die 'Möglichkeitsräume' für die Konstruktion von Gefühlen, Identität, Macht und Zugehörigkeit bieten. Ziel des Vertiefungsmoduls ist es, Verfahrensweisen der Wirklichkeitskonstitution aufzuzeigen, die den imaginären Strukturen der mittelalterlichen Kultur und einer grundsätzlichen Pluralität von Wirklichkeit Rechnung tragen. Gezeigt werden kann einerseits, dass die normativen Grenzen von Erfahrungsräumen bereits im Mittelalter überschritten oder durch Kreativität des Fiktionalen experimentell auf ihre Belastbarkeit hin getestet wurden. Andererseits deuten sich im historischen Kontrast bei der Analyse moderner Mittelaltervorstellungen zunehmend anachronistische Tendenzen an, wodurch mittelalterliche Wirklichkeiten mitunter 'respektlos' verfremdet erscheinen. Geleistet werden soll daher auch ein propädeutischer Beitrag zu einer Mittelalterhermeneutik, die solche Tendenzen offen legt und sich sowohl auf Aspekte der Mainstream-Erinnerungskultur als auch auf fachwissenschaftliche, universitäre und öffentlichkeitswirksame Vermittlungsmöglichkeiten bezieht. Die Kategorie der Projektion fungiert im Vertiefungsseminar als Schlüsselbegriff und methodisches Interpretament und soll im Rekurs auf kulturwissenschaftliche Ansätze (z.B. Emotionen, Gender, Medialität, Subjektivität, Wissen) profiliert werden. Die Übung unterstützt in diesem Zusammenhang die Einübung selbständigen wissenschaftlichen Arbeitens und erweitert die Analysekompetenz. Die Text- und Medienauswahl wird zu Beginn des Semesters zum Teil gemeinsam festgelegt und in einem Reader und Materialpool zur Verfügung gestellt. Zur Einführung: Hans-Martin Saß: Art. Projektion. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie Bd. 7 (1989), Sp. 1458-1462. Schließen

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