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Graduate Course
WiSe 13/14: Gerücht, Verhör und Donnerwort: Zur Geschichte des Hörens in der Frühen Neuzeit
Andreas Bähr
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Hörensagen, Gerücht und guter Ruf, Ohrenzeugnis und Abhöranlagen, das Wort Gottes in Ohrenbeichte, Predigt und Gewitterdonner, Kirchengesang, Glockengeläut und die Auswirkungen von Klängen und Geräuschen auf Körper und Seele: akustische Pathogenese und musikalische Therapie - in der Frühen Neuzeit besaß das Hören vielfältige soziale Funktionen und kulturelle Bedeutungen. Das Seminar soll diese Historizität des Hörens beleuchten. Damit bewegt es sich im Rahmen einer Geschichte der Sinneswahrnehmungen, in der erst allmählich das Hören aus dem Schatten des Sehens herauszutreten beginnt. Hintergrund dieser nachhaltigen Vernachlässigung des Themas ist ein zivilisationsgeschichtliches Narrativ und Selbstverständnis, das die Moderne als eine Kultur des Visuellen entwirft und die Vormoderne auf eine Kultur des "bloß" Auditiven zurückstuft. In kritischer Auseinandersetzung mit dieser spezifisch modernen Hierarchisierung der Sinne soll im Seminar die Beziehung des Hörens zum Sehen im historischen Wandel untersucht werden. Zu fragen ist nach den Funktionen des Hörens für die Strukturierung und Auflösung kommunikativer und politischer Räume und nach seiner Bedeutung für die Konstituierung und Gefährdung sozialer, epistemischer und personaler Ordnung.
Literatur zur Einführung:
Alain Corbin: Die Sprache der Glocken. Ländliche Gefühlskultur und symbolische Ordnung im Frankreich des 19. Jahrhunderts, Frankfurt a. M. 1995. Jan-Friedrich Mißfelder: Period Ear: Perspektiven einer Klanggeschichte der Neuzeit, in: Geschichte und Gesellschaft 38 (2012), S. 21-47; ders.: Donner und Donnerwort. Zur akustischen Wahrnehmung der Natur im 18. Jahrhundert, in: Sophie Ruppel / Aline Steinbrecher (Hg.): "Die Natur ist überall bey uns". Mensch und Natur in der Frühen Neuzeit, Zürich 2009, S. 81-94; Mark M. Smith (Hg.): Hearing History: A Reader, Athens, GA 2004.
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