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WiSe 13/14: Das Politische des Privaten

Christoph Raetzsch

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Die Netzöffentlichkeit markiert eine sich wandelnde Beziehung zwischen Öffentlichkeit und Privatheit. Im politischen Journalismus zeigt sich dieser Übergang in der zunehmenden Personalisierung der Berichterstattung, der Einbindung von neuen Nachrichtenquellen wie sozialen Netzwerken, und der Strukturierung von Diskursen, in denen öffentliche Kommunikation nicht immer mit Öffentlichkeit gleich zu setzen ist. Im digitalen Netzwerk kann Journalismus kein alleiniger Mittler mehr sein, ist aber durch die gesteigerte Komplexität der Kommunikation auch aufgerufen, Übersicht, Analyse und Kommentar anzubieten. Während die 'Gegenöffentlichkeiten' der 1970er und 80er Jahre noch eine ideologische Basis zur Vernetzung von öffentlichem und privatem Engagement für sich beanspruchen konnten, ist eine solche von vornherein politisch gedachte private Existenz für den Netznomaden zur Rarität geworden. Das heutige "Politische des Privaten" bezeichnet eher eine Möglichkeit, die andeutet wie private Vernetzungen politisch relevant werden können, zum Beispiel in Form von Bürgerprotesten gegen Großprojekte wie den BER. Mit Gaye Tuchman ließe sich sagen, dass Journalismus der privaten Kommunikation ihren "öffentlichen Charakter" verleiht, wenn sie veröffentlicht wird. Journalismus verwaltet und gestaltet also eine Grenze zwischen Privatheit und Öffentlichkeit, die im Netz nicht länger zu existieren scheint, die aber für die Strukturierung öffentlicher Kommunikation wichtig bleibt.

Das Seminar wird u.a. behandeln, wie sich zunächst moderne Öffentlichkeiten aus dem Zusammenschluss von Privatleuten herusbildeten, welche Konzeptionen sich daraus für die politische Rolle der Öffentlichkeit (im Gegensatz zur Privatheit) ergaben und wie diese Formen von Öffentlichkeit gegenwärtig verändert, hinterfragt und neu modelliert werden. Weitere Themen werden die politische Dimension des Körpers, das private Gesicht öffentlicher Personen, politische Medien des Privaten, die Rolle des Augenzeugen im politischen Journalismus und die Darstellungs- und Diskursmuster in der Konstruktion von Geschlechterbeziehungen sein. Dem Seminar folgt im Sommersemester 2014 eine Übung. close