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Graduate Course
WiSe 13/14: Farblos oder unbunt? Geschichte und Theorie der Grisaille-Malerei in Mittelalter und Früher Neuzeit
Karin Gludovatz
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Das Seminar widmet sich der Herleitung, den Erscheinungsformen, den Funktionen und der Theoretisierung der sogenannten „Grisaille-Malerei“, einer ‚farbentleerten‘ Malerei in abgestuften Grautönen. Die Schwarz-Weiß-Malerei war bereits in der Antike, etwa bei Plinius als Ausdruck höchster künstlerischer Fertigkeit gerühmt, sie ist ebenso in den Handschriften, Fresken und Tafelbildern des Mittelalters wie auch der Frühen Neuzeit zu finden. Ihre Entstehung und ihr Auftreten in den verschiedenen Medien gaben der kunstgeschichtlichen Forschung jedoch Rätsel auf, umso mehr als sich ihre Entwicklung nicht auf technische Bedingungen zurückführen lässt wie etwa die Schwarz-Weiß-Ästhetik früher Fotografie und Filme. Auch ist die Grisaille nicht hinlänglich mit dem Verweis auf die Nachahmung von Steinskulpturen zu erklären – im Gegenteil: Die ‚Graumalerei‘ dient nicht der mimetischen Wiedergabe eines bestimmten Materials, das Dargestellte soll häufig gerade Lebendigkeit veranschaulichen und ist in diesem Sinn als antimimetische Komponente malerischer Auseinandersetzung mit außerbildlicher Wirklichkeit zu sehen, die dennoch die innerbildliche Wirklichkeit steigert. Gerade die Differenzen der Grisaille zur gemalten Skulptur weisen sie als Exponentin künstlerischer Reflexion aus, die kunsttheoretische Überlegungen herausfordert. Doch ist die Grisaille zugleich „Kostbarkeitsmetapher schlechthin“, wie Michaela Krieger aufzeigte, und veranschaulicht die Vielfalt künstlerischen Ausdrucks und die sinnliche Ebene der Malerei in besonderer Weise.
Im Seminar werden einerseits grundlegende Text zum Thema besprochen, andererseits ausgewählte Beispiele und Fragestellungen in Referaten vorgestellt und gemeinsam diskutiert. close
Suggested reading
Literatur (Auswahl): Sabine Blumenröder: Andrea Mantegna’s Grisaille Paintings: Colour Metamorphosis as a Metaphor for History, in: Christian Heck (Hg.): Symbols of Time in the History of Art, Turnhout 2002; Marion Grams-Thieme: Lebendige Steine. Studien zur niederländischen Grisaillemalerei des 15. und frühen 16. Jahrhunderts, Köln-Wien 1988; Grey is the Color: an Exhibition of Grisaille Painting, XIIIth-XXth Centuries, Houston 1974; Joachim Kaak: Rembrandts Grisaille „Johannes der Täufer predigend“. Dekorum-Verstoß oder Ikonographie der Unmoral?, Hildesheim 1994; Michaela Krieger: Grisaille als Metapher: zum Entstehen der Peinture en Camaieu im frühen 14. Jahrhundert, Wien 1995; Michaela Krieger: Grünewald und die Kunst der Grisaille, in: Jessica Mack-Andrick (Hg.): Grünewald und seine Zeit, München 2007 (Ausstellung Karlsruhe 2007); Jürgen Michler: Materialsichtigkeit, Monochromie, Grisaille in der Gotik um 1300, in: Ute Reupert (Hg.): Denkmalkunde und Denkmalpflege: Wissen und Wirken, Dresden 1995; Marta Osterstrom Renger: The Netherlandish Grisaille Miniatures: Some Unexplored Aspects, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch, 44.1983; Mariët Westermann: Fray en Leelijck: Adriaen van de Venne's Invention of the Ironic Grisaille, in: Reindert Falkenburg: Kunst voor de markt, 1500-1700, Zwolle 2000. close
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Mon, 2014-02-10 14:00 - 16:00