17700
Lecture
WiSe 13/14: Musik aus Wien 1800-1900
Albrecht Riethmüller
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Die musikgeschichtliche Konstruktion einer Wiener Klassik als Inbegriff zunächst der "deutschen", in den letzten Jahrzehnten nun "österreichischen" Musik ist mit den Komponistennamen Haydn, Mozart und Beethoven verbunden geblieben. Die Vorlesung verfolgt allerdings ein anderes Ziel, nämlich die zusammenfassende Behandlung der Musik des 19. Jahrhunderts, die aus Wien stammt, entweder dort entstanden oder als "Wiener Musik" aufgefasst worden ist. Am Beispiel des im Rückblick als Musikstadt des 19. Jahrhunderts schlechthin verklärten Wien frägt die Vorlesung also nach den urbanen musikalischen Bedingungen, Wurzeln und Quellen der Metropole der österreichisch-ungarischen Monarchie im 19. Jahrhundert bzw. der Zeitspanne zwischen der französischen Revolution und dem Untergang des Habsburgerreiches.
Der Blick richtet sich nicht nur auf die Sektoren der Musikkultur, die konventionelle Musikgeschichtsschreibung vorhalten, sondern mehr oder weniger auf die gesamte Breite der Wiener Musikproduktion im Behandlungszeitraum. Bürgerliches Konzertwesen, Hof- und Volksoper sind beteiligt, die Palette reicht vom Walzer beim Hofball bis zur Schrammelmusik beim Heurigen, und überall lassen sich Fermente der Wiener Musikproduktion ausfindig machen. Am Beispiel der urbanen Musikkultur Wiens sollen zugleich auch methodische Fragen der Verspannung von Musikgeschichte, Kunst- und Kulturgeschichte sowie politischer Geschichte diskutiert werden.
Zur vorbereitenden und begleitenden Lektüre kann der Artikel "Wien" aus der 2. Auflage der Enzyklopädie MGG (Sachteil, Bd. 9, Kassel 1998) herangezogen werden, der aus interner Wiener Sicht dargestellt ist und ein ausführliches Literaturverzeichnis enthält. Zur Lektüre sind insbesondere Primärquellen zu empfehlen, das heißt Berichte aus Wien in Periodika wie der Leipziger (und der Wiener) Allgemeinen Musikalischen Zeitung (für die erste Jahrhunderthälfte) oder für die Jahrzehnte danach der Neuen Zeitschrift für Musik, aber hierzu etwa auch die Musikkritiken von Eduard Hanslick, auch dessen Musikgeschichte der Stadt Wien, die zwischen 1869 und 1871 in zwei Bänden erschienen ist. Für die allgemeinen Horizonte ist noch immer lesenswert der Essay Hofmannsthal und seine Zeit von Hermann Broch, der die Endzeit der Monarchie interpretiert.
Im Einzelnen werden behandelt:
Einleitung: Wien - Klischee einer Musikstadt
I. 1800 - 1850
1. Haydns letzte Jahre
2. Beethovens Aufstieg
3. Plattform für Rossini und Donizetti
4. Schubert
5. Beethovens Erbe
6. Otto Nicolai und die Wiener Philharmoniker
II. 1850 - 1900
7. Die Strauß-Dynastie und das "goldene" Zeitalter der Wiener Operette
8. Bruckner und Brahms
9. Das neue Hofoperntheater, der Musikvereinssaal und die Ringstraße
10. Wiener Musik-Idiome
11. Vom Wienerlied zu Hugo Wolf und Lehár
12. Das Fin de siècle und die Ägide Mahler close
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