16663 Vertiefungsseminar

WiSe 14/15: Radikale Aufklärung

Lamine Kabrane

Kommentar

"Das Zeitalter ist aufgeklärt (…) - woran liegt es, daß wir noch immer Barbaren sind?" Friedrich Schillers ernüchternde Zeitdiagnose von 1793 beschreibt ein Theorie-Praxis-Problem, das den Prozess der Aufklärung von Anbeginn begleitet. So richtete sich die kritische Freiheit des aufklärerischen Denkens im endenden 17. und 18. Jahrhundert nicht nur gegen traditionelle Dogmen, Metaphysik, bestehende Autoritäten und politische Unfreiheit, sondern setzte sich immer auch prüfend mit den eigenen Ideen von Vernunft, Freiheit und Moral auseinander. Denn bei allem erkennbaren zivilisatorischem Fortschritt war und ist Aufklärung weniger ein Zustand als vielmehr ein zu erstrebendes Ideal und ein uneingelöstes Versprechen. Im Kontext dieser mentalitätsgeschichtlichen Entwicklungen entstanden einige literarische Werke, welche die Werte der Aufklärung mit einer kritischen Analyse der konkreten empirischen Verhältnisse konfrontierten und welche nicht von harmonisierenden Denkmodellen ausgingen, in denen das Tugendhafte, Vernünftige und das Gute des Menschen lehrhaft vor Augen geführt wurde. In jenen erzählten Welten herrscht dagegen eine desillusionierende Darstellung einer von Katastrophen und Ungerechtigkeit bestimmten, chaotischen Welt, durchleben die Figuren eine teils absurde Tour de Force von Katastrophen, menschlichen Bosheiten und körperlichen und seelischen Verletzungen. Die Haltung hinter diesen Texten ist geprägt von einem anthropologischen Skeptizismus; sie sind illusionslos-pessimistisch, materialistisch und atheistisch, ästhetische Form und literarischer Stil sind satirisch, ironisch und grotesk. Die erzählten Handlungen, Ereignisse und Bilder erscheinen oft makaber und entbehren trotz der tragikomischen Erzählhaltung nicht einer existentiellen Wucht. Die Behandlung von theoretischen Divergenzen, Aporien und Ambivalenzen in diesen Werken, insbesondere jedoch die Hinwendung zu den konkreten gesellschaftlichen Verhältnissen, sollte die Erkenntnisse eines sich bildenden, d.h. sich selbst aufklärenden Subjektes erweitern und ein Bekenntnis zu den Werten der Aufklärung umso stärker machen. Die dabei entstandenen Texte sind Teil einer radikalen Form von Aufklärung, stellen sie doch eine fundamentale Auseinandersetzung mit den Grundlagen der Welt- und Menschenbilder sowie den normativen Vorstellungen, mit denen diese verbunden sind, dar. Ziel des Seminars wird es sein, unterschiedliche Konzepte und Formen von Aufklärung und ihrer produktiven Kritik kennen und verstehen zu lernen. Textgrundlage für die ersten Sitzungen ist: Voltaire: Candid oder Die Beste aller Welten. Deutsche Übertragung und Nachwort von Ernst Sander. Philipp Reclam, Stuttgart 1971 (2014). Darüber hinaus werden im Laufe des Semesters folgende Werke behandelt: Johann Carl Wezel: Belphegor oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne, Friedrich Maximilian Klinger: Fausts Leben, Taten und Höllenfahrt, Ernst August Friedrich Klingemann: Nachtwachen. Schließen

16 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Mi, 15.10.2014 12:00 - 14:00

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Mi, 22.10.2014 12:00 - 14:00

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Mi, 29.10.2014 12:00 - 14:00

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Mi, 05.11.2014 12:00 - 14:00

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Mi, 26.11.2014 12:00 - 14:00

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Mi, 03.12.2014 12:00 - 14:00

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Mi, 10.12.2014 12:00 - 14:00

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Mi, 17.12.2014 12:00 - 14:00

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Mi, 07.01.2015 12:00 - 14:00

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Mi, 14.01.2015 12:00 - 14:00

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Mi, 21.01.2015 12:00 - 14:00

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Mi, 28.01.2015 12:00 - 14:00

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Mi, 04.02.2015 12:00 - 14:00

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Mi, 11.02.2015 12:00 - 14:00

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