17514 Proseminar

WiSe 14/15: Der ideale Mensch. Ästhetische Aspekte anthropologischer Optimierung in historischer Perspektive. Einführung in die Theaterhistoriographie

Michael Lorber

Kommentar

Die existenzielle Frage, wie der Mensch eigentlich sein soll, beschäftigt die Menschheit seit jeher. In vormoderner Zeit bilden vor allem religiöser Glaube bzw. metaphysische Konzepte die entscheidenden Bezugspunkte, um das Sein des Menschen moralisch oder ethisch abzusichern und um es - häufig mit Blick auf ein jenseitiges Leben - zu vervollkommnen. In der Moderne kommen verstärkt auch politische, ökonomische, biologische, ästhetische und andere auf das Diesseits bezogene Modelle auf, die in einer typisch modernen funktionellen Ausdifferenzierung zum Teil auch in offene Konkurrenz zu jenen althergebrachten Konzepten treten. Im Rahmen all dieser Bemühungen, den idealen Menschen einerseits zu beschreiben und ihn andererseits zu realisieren, spielen sowohl Auseinandersetzungen mit dem konkreten Theater als auch (anti)theatrale Strategien eine zentrale Rolle. Anhand von mikrohistorischen Fallanalysen werden im Seminar aus theaterhistoriographischer Perspektive deshalb verschiedene Vorstellungen vom idealen Menschen und ihre gesellschaftliche Etablierung näher untersucht. Dabei stehen vor allem theatrale und ästhetische Aspekte im Vordergrund: Wie nimmt eine spezifische Wahrnehmung dessen, was als ideal gelten kann, in der Differenz zwischen tatsächlichem und anvisiertem Sein - mithin in der Differenz zwischen Gegenwart und Zukunft - jeweils konkrete Gestalt an? Auf welche Weise ist diese Wahrnehmung eines bestimmten Sein-Sollens für die Entwicklung einer öffentlichen Kultur als machtvolle materiell-diskursive Kraft konstitutiv? Welche ästhetischen Strategien kommen dabei zum Einsatz? Welche gesellschaftlichen Chancen und welche Risiken sind mit einer anthropologischen Optimierung generell und im historischen Einzelfall verbunden? Der thematische Bogen des Seminars reicht von Tertullians Verurteilung des Theaters in De spectaculis (um 200 n. Chr.) über die christliche Hölle als großangelegtes Theater in der Visio Thurkilli (um 1206) bis hin zu Schillers Ästhetik um 1800. Des Weiteren wird die Befreiung der Sexualität in der Aufklärung ebenso im Fokus stehen wie der Rassismus im Kontext des biologisierten Körpers gegen Ende des 19. Jahrhunderts und die Befreiung des Menschen in den Avantgarden des 20. Jahrhunderts. Im Rahmen einer ökonomisierten Ästhetik tritt derzeit das Ideal des genetisch perfektionierten wie des jederzeit und allerorten flexibel einsetzbaren Menschen auf den Plan, dessen prekärer Status gegen Ende des Seminars im Zentrum stehen wird. Methodisches Ziel des Seminars ist es, in die theoretischen und praktischen Grundlagen theaterhistoriographischen Arbeitens einzuführen sowie den methodischen Aufbau und die Entwicklung einer wissenschaftlichen Fragestellung, historische Recherchemöglichkeiten (Bibliotheken, Archive, Online-Recherche) und mündliche Präsentationsformen einzuüben. Schließen

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