Wittgensteins in seinen letzten Lebens- und Arbeitsjahren verfasste Bemerkungen über menschliche Wahrnehmung, insbesondere das Sehen und Hören, bilden den Kern des Nachlass-Manuskripts 144, des sogenannten "Teil II" der "Philosophischen Untersuchungen". In ihrem Mittelpunkt steht der Begriff des "Aspekts", Wittgensteins Terminus für das Phänomen, dass wir die Welt bedeutungshaft wahrnehmen und Bedeutung etwas für uns Wahrnehmbares ist. Die konstitutiven Verbindungen zwischen diesem Begriff und den Begriffen des Denkens, des Ausdrucks, des Handelns und der Praxis werden von Wittgenstein in seiner charakteristischen Art ausgelotet. Obwohl das genaue Verhältnis der Aspektwahrnehmungs-Bemerkungen zum ausgearbeiteten Manuskript der "Philosophischen Untersuchungen" umstritten ist, scheint klar, dass Wittgenstein diese Bemerkungen als integralen Bestandteil seiner (unvollendeten) Spätphilosophie ansah. Dafür sprechen nicht zuletzt die zahlreichen Anspielungen auf das "Sehen-als" in den "Untersuchungen" und anderen Schriften. Der vergleichsweise kurze, aber dichte Text hat zahlreiche Interpretationen erfahren, die das Phänomen der Aspektwahrnehmung in seiner Relevanz u.a. für die Philosophie der Sprache, des Geistes, der Mathematik, der Praxis und für die Metaphilosophie auslegen. In diesem Seminar werden wir den Text durch das Kaleidoskop dieser Interpretationen erschließen, indem wir uns mit neuer und neuester Forschungsliteratur zur Aspektwahrnehmung bei Wittgenstein auseinandersetzen. Grundkenntnisse der "Philosophischen Untersuchungen" sind empfehlenswert. Dies ist ein Blockseminar, das an zwei Wochenendterminen (Fr/Sa) stattfinden wird. Erforderlich ist die Teilnahme an einer ersten Vorbesprechung in der ersten Vorlesungswoche, am Donnerstag, 23.10., um 18 Uhr, im Foyer des Instituts für Philosophie. Schließen