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Übung
WiSe 14/15: Aufführung und Diskurs. Zur Analyse des Gegenwartstheaters
Matthias Warstat
Kommentar
Die Aufführungsanalyse wird in der einführenden Literatur häufig als wichtigste ‚eigene' Methode der Theaterwissenschaft bezeichnet. Eine entsprechend große Rolle spielt sie in den frühen Phasen eines theaterwissenschaftlichen Studiums. In merkwürdigem Gegensatz dazu steht der auffallende Mangel an aufführungsanalytischen Argumentationsweisen in studentischen Abschlussarbeiten, aber auch allgemeiner in theaterwissenschaftlichen Publikationen. Aus diesem Gegensatz ergibt sich der Verdacht, dass mit der Aufführungsanalyse irgendetwas nicht stimmt: Gibt es bestimmte Komplikationen in der Durchführung von Aufführungsanalysen, die einen vor der Anwendung immer wieder zurückschrecken lassen? Ausgangsidee für dieses Masterseminar ist aber auch eine andere, grundsätzlichere Überlegung: Aktuelle theoretische Entwicklungen in der Theaterwissenschaft deuten darauf hin, dass die Aufführungsanalyse reformiert werden muss. Die erhebliche Erweiterung des Theaterbegriffs in den zurückliegenden Jahrzehnten hat dazu geführt, dass viele Theaterwissenschaftlerinnen und Theaterwissenschaftler sich heute mit Aufführungen beschäftigen, die weitgehend außerhalb eines Kunstrahmens stattfinden, z.B. mit politischen Protesten, religiösen Ritualen, sozialen Bewegungen, Sportveranstaltungen, Werbekampagnen etc. Um solche Formen in ihren gesellschaftlichen Funktionen und Wirkungsweisen zu verstehen, reicht eine Beschäftigung mit einzelnen Aufführungen nicht aus, vielmehr müssen soziale Kontexte, diskursive Einbettungen, materielle Grundlagen und mediale Rahmungen mitberücksichtigt werden. Wie könnte eine Aufführungsanalyse aussehen, die solche Dimensionen einbezieht? Unverkennbar ist auch eine Verlagerung der Aufmerksamkeit des Faches auf produktionsästhetische Aspekte. So hat sich z.B. die Probenforschung zu einem wichtigen Forschungsfeld entwickelt. Es gibt ein verstärktes Interesse für künstlerische Akteure, deren Arbeitsweisen und Lebensbedingungen. Daraus erwächst das Bedürfnis nach Prozessanalysen, die die Vor- und Nachbereitung von Aufführungen neben dem eigentlichen Aufführungsgeschehen erfassen.
Im Hauptseminarteil der Lehrveranstaltung werden neuere aufführungsanalytische Ansätze kritisch gelesen und erörert. Im Übungsteil sollen dagegen eigene Analysen zu aktuellen Inszenierungen in Berlin angefertigt werden. Insofern wird das Seminar auch viel Gelegenheit bieten, nach gemeinsamen Theaterbesuchen über aktuelle Entwicklungen des Gegenwartstheaters zu diskutieren.
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16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mi, 15.10.2014 14:00 - 16:00
Mi, 22.10.2014 14:00 - 16:00
Mi, 29.10.2014 14:00 - 16:00
Mi, 05.11.2014 14:00 - 16:00
Mi, 12.11.2014 14:00 - 16:00
Mi, 19.11.2014 14:00 - 16:00
Mi, 26.11.2014 14:00 - 16:00
Mi, 03.12.2014 14:00 - 16:00
Mi, 10.12.2014 14:00 - 16:00
Mi, 17.12.2014 14:00 - 16:00
Mi, 07.01.2015 14:00 - 16:00
Mi, 14.01.2015 14:00 - 16:00
Mi, 21.01.2015 14:00 - 16:00
Mi, 28.01.2015 14:00 - 16:00
Mi, 04.02.2015 14:00 - 16:00
Mi, 11.02.2015 14:00 - 16:00