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WiSe 14/15: Kritische Theorie der Medien

Christoph Hesse

Kommentar

"Film, Radio, Magazine machen ein System aus", stellen Max Horkheimer und Theodor W. Adorno bereits in den 1940er Jahren im kalifornischen Exil fest. Die digitale Vernetzung, die nicht nur unterschiedliche Medien, sondern einen stetig wachsenden Teil der Weltbevölkerung virtuell zusammenschließt, gibt der Rede vom System heute eine technisch präzise Bedeutung. Ebenso wird erkennbar, was Horkheimer und Adorno damals erst erahnen: Die scheinbar unendlichen Möglichkeiten beschleunigter Information und Kommunikation, von denen viele sich praktischen Nutzen versprechen, doch kaum einer mehr etwas wie Verständigung erhofft, gehen einher mit ebenso ungeheuren Möglichkeiten der Manipulation und sozialen Kontrolle. Die durch technische Medien beförderte Automation mag man ebensowohl als willkommene Erleichterung wie als Drohung der eigenen Überflüssigkeit ansehen. Indessen verändert sich auch der Begriff des Mediums selbst. In Anbetracht eines maßgeblich durch ökonomische und politische Interessen gestifteten, doch in seiner Funktionsweise weithin verselbständigten Medienverbunds denkt man dabei nicht mehr an ein Mittel, das Menschen sich zunutze machen, um ein persönliches oder gemeinsames Ziel zu erreichen, als vielmehr an eine Maschine, die sich umgekehrt ihrer Benutzer bedient. Die Autoren der - bald nach ihrer Rückkehr als Frankfurter Schule bezeichneten - Kritischen Theorie haben jene Entwicklung schon seit den 1920er Jahren vielfach beschrieben und kritisiert; stets in der Hoffnung, zumindest etwas Sand ins Getriebe zu streuen, wie Adorno es ausdrückt. In diesem Seminar sollen ausgewählte Texte dieser Theorietradition aus mehreren Jahrzehnten gelesen und, im Hinblick auch auf die Produktions- und Kommunikationsverhältnisse heute, diskutiert werden.

Literatur zur Vorbereitung Michael Kausch: Kulturindustrie und Populärkultur. Kritische Theorie der Massenmedien. Frankfurt a.M.: Fischer 1988. Schließen