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Seminar
WiSe 14/15: Probleme bei der Edition mittelalterlicher Texte am Beispiel der Kudrun
Lydia Jones
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Das Edieren ist immer „eine Entscheidung für die eine und gegen die andere Sache“ schreibt Thomas Bein in seiner Einführung zu einem Sammelband zur Textkritik und Edition von Walther von der Vogelweide. Editionen überführen eine Handschrift nicht einfach nur in die Form eines gedruckten Textes, sondern Editoren sind sehr oft gezwungen, die handschriftliche Vorlage zu deuten und sie im Zuge der Edition zu verändern. Da mittelalterliche Werke häufig mehrfach überliefert sind, müssen in Regel die Varianten der unterschiedlichen Überlieferungsträger miteinander verglichen werden. Man kann sich relativ leicht vorstellen, welche Kriterien den Entscheidungsprozess eines Editors für die eine oder andere Variante beeinflussen können: Welche Variante ist älter? Welche Variante ist häufiger? Welche Variante passt besser zum Schreibstil des Verfassers? Welche Variante passt besser zur bevorzugten Textinterpretation? Welche Variante ist eigentlich lesbar? Es gibt allerdings auch mittelalterliche Werke, die nur ein einziges Mal überliefert sind – zu ihnen gehört die Kudrun. Auch die singuläre prämoderne Überlieferung der Kudrun hat nach ihrer Wiederentdeckung Anfang des 19. Jahrhunderts zahlreiche moderne Varianten inspiriert.
Das Hauptaugenmerk dieses Seminars wird auf der Untersuchung von solchen modernen Varianten liegen. Welche Eingriffe haben die Editoren vorgenommen? Lassen sie sich mit den Interpretationen, die der jeweilige Editor verfolgt, verknüpfen? Inwieweit spiegeln editorische Eingriffe in der Kudrun die literarische Vorentscheidung des Editors wieder? Wie lässt sich generell die enge Wechselbeziehung zwischen Interpretation und Edition beschreiben?
Textausgabe: Kudrun, hg., übers. und komm. v. Uta Störmer-Caysa, Stuttgart 2010 (RUB 18639).
Weitere Texte werden über Blackboard zugänglich gemacht.
Zur Einführung in die altgermanistische Editionswissenschaft: Thomas Bein: Textkritik. Eine Einführung in Grundlagen germanistisch-mediävistischer Editionswissenschaft, Frankfurt a. M. 2008. close
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