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WiSe 14/15: Tugenden, Werte und Identität

Roland Willareth

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Vorstellungen vom Guten, vom richtigen Handeln bzw. von dem, was uns wichtig ist, machen nach Auffassung vieler Philosophen einen wesentlichen Teil unserer Persönlichkeit bzw. Identität aus. Kant geht von einer allgemeingültigen Vernunft aus, die uns sagt, was wir tun sollen, wobei dann das sittliche Handeln in dem Sinne frei ist, als es unanhängig von unseren Neigungen ist, d.h. in diesem Sinne autonom. Andere Philosophen haben die Vorstellung, dass sich das sittliche Handeln erst herausbilden muss in individuellen sozialen Lern- und Erfahrungsprozessen. Das Resultat davon sei, dass das sittlich Handeln-wollen sich dann nach diversen inneren Leitlinien ausrichtet, die sich in den jeweiligen Personen herausgebildet haben und somit wesentlich deren Identität ausmachen. Nach Aristoteles müssen wir Tugenden ausbilden, um in konkreten Situationen gut handeln zu können und dies auch zu wollen. George H. Mead beschäftigt sich vor allem mit der Frage, wie menschliche Subjekte ihre Identität aus intersubjektiven Erfahrungen herausbilden. Harry Frankfurt sieht in der nur Menschen vorbehaltenen Fähigkeit, "Wünsche zweiter Stufe" herauszubilden, die Voraussetzung für Willensfreiheit. Personen können somit nach H. Frankfurt ihre eigenen Wünsche und Motive bewertend beurteilen. Charles Taylor hat mit seinen sogenannten "starken Wertungen" ein ähnliches Konzept. Diese untrennbar mit einer Person verbundenen Wertungen sind oft nicht bewusst und müssen durch Sprache allererst artikuliert werden. Für Tugendhat setzt das Moralisch-handeln-wollen voraus, dass der Handelnde Mitglied der moralischen Gemeinschaft sein will und dies als wesentlichen Teil seiner Identität sieht. Im Seminar sollen diese und gegebenenfalls auch weitere Konzepte anhand von Textausschnitten aus Werken bzw. Aufsätzen dieser Autoren erarbeitet und problematisiert werden. Dabei könnte auch erörtert werden, wie Einstellungsänderungen bzw. Weiterentwicklungen der Identität zu verstehen sind. close