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Vertiefungsseminar
WiSe 15/16: Lyrik der Moderne
Burkhard Meyer-Sickendiek
Kommentar
Eine Grundüberzeugung der modernen Lyriktheorie besteht in der These, dass sich die Lyrik des 20. Jahrhunderts vor allem aufgrund ihrer abstrakten bzw. hermetischen Gestaltung von der ästhetizistischen Lyrik des frühen 20. Jahrhunderts unterscheide. „Betont nicht-realistische, verfremdende Darstellungsweisen“ (Lamping) kennzeichneten zunehmend die Lyrik des 20. Jahrhunderts, darin liege die entscheidende Differenz auch zur Erlebnis- und Stimmungslyrik der Romantik. Das Seminar stellt vor dem Hintergrund einschlägiger Lyriktheorien der Moderne (Friedrich, Link, Fricke, Conrady, Lamping, Burdorf) die Frage, was angesichts dieser Tendenz zur sprachlichen Abstraktion vom phänomenologischen Ausgangspunkt der klassischen Moderne bei Rilke, Hofmannsthal und Arno Holz geblieben ist.
Geht die experimentelle Verfeinerung der Wahrnehmung im Sinne des naturalistischen „Sekundenstils“ (A. Holz) tatsächlich verloren, wenn in der Lyrik des fortschreitenden 20. Jahrhunderts zunehmend das Spiel mit sprachlichem Material den Arbeitsprozess dominiert, wenn die sprachliche Abstraktion an die Stelle der Mimesis tritt? Oder ist es ein Vorurteil, wenn die Lyriktheorie des 20. Jahrhunderts zwischen dem Wahrnehmungsexperiment einerseits und der sprachlichen Abstraktion andererseits einen Antagonismus auszumachen meint? Kann die sensible Wahrnehmung landschaftlicher, urbaner oder sozialer Situationen auch noch in der Lyrik des späteren 20. Jahrhunderts eine Rolle spielen? Oder werden Gedichte automatisch epigonal, wenn sie sich auf die Wahrnehmung und Darstellung plötzlich auftretender Stimmungskonstellationen fokussieren, statt im Spiel mit dem Sprachmaterial die formale Herausforderung etwa des Dadaismus fortzuführen?
Diese Fragen werden im Seminar diskutiert anhand exemplarischer Gedichte sowie einschlägiger Sekundärtexte, die uns handwerkliche Kategorien der Lyrikforschung (Metapher/Metonymie; Rhythmus/Metrik; Reim, Abstraktion, Hermetik, Subjektivität etc.) hilfreich erläutern. Eine entscheidende Erkenntnis des Seminars wird dabei sein, dass sich die Wahrnehmungsexperimente der ästhetizistischen Moderne verlagert haben: Von der Natur und der Dinglichkeit hin zur Großstadt, zum situativen Alltag und zur Medienwelt. Schließen
16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mi, 14.10.2015 10:00 - 12:00
Mi, 21.10.2015 10:00 - 12:00
Mi, 28.10.2015 10:00 - 12:00
Mi, 04.11.2015 10:00 - 12:00
Mi, 11.11.2015 10:00 - 12:00
Mi, 18.11.2015 10:00 - 12:00
Mi, 25.11.2015 10:00 - 12:00
Mi, 02.12.2015 10:00 - 12:00
Mi, 09.12.2015 10:00 - 12:00
Mi, 16.12.2015 10:00 - 12:00
Mi, 06.01.2016 10:00 - 12:00
Mi, 13.01.2016 10:00 - 12:00
Mi, 20.01.2016 10:00 - 12:00
Mi, 27.01.2016 10:00 - 12:00
Mi, 03.02.2016 10:00 - 12:00
Mi, 10.02.2016 10:00 - 12:00