16322 Seminar

WiSe 15/16: Odins Erben: Texte zur Konfrontation mit dem Heidentum im Mittelalter

Bernd Roling

Kommentar

Trotz der Etablierung des Christentums als Staatsreligion und der Katholisierung der Völkerwanderung blieb die mittelalterliche Gesellschaft eine nur zur Hälfte christianisierte. Innerhalb der katholischen Domäne gab es weite, vor allem agrarisch geprägte Bevölkerungsteile, in denen sich die neue Religion nur teilweise durchsetzen konnte; an den Marginalien Alteuropas, vor allem im skandinavischen, baltischen und slawischen Raum, fand die Konfrontation mit dem Heidentum trotz massiver Gewaltkatechese bis in die Frühe Neuzeit statt, sei es durch Mission oder direkte Vernichtung. Augustinus hatte die Ursituation der christlich-heidnischen Konfrontation auf eine einfache Gleichung gebracht: die einen verehrten Gott, die anderen den Teufel. Doch wie schlug sich die Auseinandersetzung mit dem Heidentum in der mittelalterlichen Historiographie nieder? Thietmar von Merseburg, Saxo Grammaticus, Adam von Bremen oder Heinrich von Lettland berichten auf ihre Art und Weise von Göttern, Tempeln und Riten der Unbekehrten, sei es in Schweden, auf Rügen oder im Baltikum, und von Kulten, die von ihren Anhängern oft verzweifelt verteidigt wurden. Bei vielen anderen Schriftstellern finden wir Hinweise auf offiziell längst ausgelöschte Sonnenkulte, Heilige Haine oder Feenhügel. Im Seminar sollen die mittelalterlichen, nichtfiktionalen Beschreibungen des Heidentums auf ihre Typologie, ihren Quellenwert und ihr Fortwirken hin untersucht werden. Schließen

Literaturhinweise

Literatur: Ludovicus Milis, The pagan Middle Ages, Woodbridge 1998, Volker Scior, Das Eigene und das Fremde, Identität und Fremdheit in den Chroniken Adams von Bremen, Helmolds von Bosau und Arnolds von Lübeck, Berlin 2002; Karsten Friis-Jensen, Saxo Grammaticus, a medieval author between norse and latin culture, Kopenhagen 1981. Schließen

16 Termine

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