WiSe 15/16: Dantes Divina Commedia und die Bilder
Kai Schöpe
Kommentar
Das Seminar bietet eine Einführung in Dante Alighieris Göttliche Komödie. Die Jenseitsreise wird dabei als eine poetische Erfahrung verfolgt, deren erste beiden Stationen, die Hölle und der Läuterungsberg, den thematischen Schwerpunkt des Seminars bilden. In der ausführlichen Darstellung der Strafen nach dem ius talionis (Wiedervergeltungsrecht) bzw. nach dem Prinzip des contrappasso mag sich so etwas wie die moderne 'Lust am Bösen' regen. Als frommer Christ bedient sich Dante der schlechten Beispiele aber auch, um jene Einsicht zu verbreiten, nach der es Anzeichen künftiger Verdammnis sei, zu glauben, es könne einen nach dem Tod nichts anderes erwarten als das Paradies: "Es ist für jeden Christen tropologisch zweckdienlich, Interesse an der Hölle zu haben." (Küpper). Zwischen diesem historischen Eigennutz und der modernen Lust am Bösen möchte das Seminar der Faszination nachgehen, die von Dantes imaginärem Raum ausgeht und die die Künste Jahrhunderte lang inspirierte. Die in der Göttlichen Komödie entfaltete Ästhetik des visibile parlare, die das Unsichtbare am Sichtbaren präsent macht und zur Überschreitung treibt, enthält wesenhaft immer schon eine Herausforderung für das Bildmedium. Das Seminar untersucht deshalb an ausgewählten Beispielen (u.a. Miniatur, Botticelli, S. Dalí), wie sich die Transposition von Text und Bild anhand eines gemeinsamen Imaginationsraums immer neu vollzieht. Dabei ist die Vielfalt, aber auch Diversität der künstlerischen Schöpfungen erstaunlich, die von einer engen Bindung an die Textvorlage bis zur freien Interpretation reichen.
Text: Dante Alighieri, Die Göttliche Komödie, übersetzt von Hermann Gmelin (= Reclams Universal-Bibliothek 796) oder die Prosaübersetzung mit ausführlichem Kommentar von Hartmut Köhler (ebenfalls bei Reclam erschienen) oder jede italienische (vollständige) Textausgabe.
Zur Einführung geeignet: Kurt Flasch: Einladung, Dante zu lesen, Frankfurt a. M. 2011 (2015 auch als Taschenbuch erschienen); Ulrich Prill: Dante, Weimar 1999.
Erste Bildeindrücke liefert: Lutz S. Malke (Hg.), Dantes Göttliche Komödie. Drucke und Illustrationen aus sechs Jahrhunderten, Leipzig 2000.
Kontakt: kai.schoepe@fu-berlin.de
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