WiSe 15/16: Einführung in die Dramaturgie
Sylvia Marquardt
Kommentar
Das Seminar vermittelt theoretische Voraussetzungen für die Arbeit des Dramaturgen an einem Sprechtheater. Während sich in den letzten Jahren auf deutschen Bühnen Theaterästhetiken und Theaterformen stark veränderten, sich das Berufsbild des Dramaturgen wandelte und erweiterte, werden in dem Seminar exemplarische dramaturgische Modelle vorgestellt und analysiert, die methodisch noch immer als Handwerkszeug des Dramaturgen gültig und im theaterpraktischen Inszenierungsprozess anwendbar sind. Ausgewählte Dramenformen, wie die analytische Dramentechnik des griechischen Dichters Sophokles, die Struktur der Theaterstücke des Norwegers Henrik Ibsens und die Form der Dramen des russischen Schriftstellers Anton Tschechow werden Gegenstand der Seminararbeit sein. Brechts Weg zum epischen Theater zu Beginn des 20. Jahrhunderts und der Versuch der aristotelischen eine nichtaristotelische epische Dramatik entgegenzusetzen, soll historisch und theatergeschichtlich hergeleitet werden.
Dabei orientieren wir uns an einer Definition Hegels: "Wahrhafte Kunstwerke sind eben nur solche, deren Inhalt und Form sich als durchaus identisch erweisen", und werden im Seminar das Genre Drama als "geschichtsphilosophisches Wesen" (Szondi) untersuchen und seine historisch begründete Dramaturgie entdecken. Zum Abschluss widmen wir uns üblichen Arbeitsaufgaben des Dramaturgen am Theater, erstellen Pressetext, Konzeptionsmaterial und Programmheft für eine mögliche Inszenierung eines ausgewählten Stückes. Die Frage, warum heute auf den Theatern oft Romane die Spielpläne dominieren, soll gleichermaßen untersucht werden, wie der Versuch unternommen, eine Dramaturgie des 21. Jahrhunderts anzudenken.
Ein Seminar mit offenem Ausgang.
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