WiSe 15/16: Namen in der Literatur
Natascha Drubek
Kommentar
Eigennamen spielen in verschiedenen Bereichen des Literarischen eine Rolle. Sie verweisen auf Autor oder Autorin des Buchs. Der Name erleichtert dem Leser das Wiedererkennen eines Oeuvres, Namenswechsel erschweren dies, obwohl am Anfang von literarischen Karrieren oft Pseudonyme und Chiffrierungen (R.I. Carda) stehen. Namen können (vermeintliche) Identitäten ausdrücken, Geschlecht verdecken, ethnische Herkunft und Gender konstruieren (George Eliot / Sand; Joseph Conrad, Paul Celan), oder eine Reverenz erweisen wie im Fall von Pablo Neruda. Autorennamen - ob authentisch oder pseudonymisch - gehören zum Paratext. Figurennamen - meist fiktiv - spielen textimmanent eine Rolle. Sie sind Motive und Bauelemente in literarischen Texten, die komplexe Figurenkonstellationen erzählbar machen und Figuren - oft titelgebend - charakterisieren (Oliver Twist, Undine, Jenny Treibel, Maik und Tschick). Bei sprechenden Namen kann man von einer intendierten Namenspoetik ausgehen, die manchmal onomatopoetisch wirkt, etwa bei Namen wie Akakij Akakiewitsch Baschmatschkin. Ein besonderer Fall ist der Namensverlust oder ein Figurenname, der durch seine Abkürzung auf den Paratext verweist wie Josef K. Bereiten Sie sich auf die erste Sitzung vor, indem Sie Ihre literarischen Lieblingsnamen (Autor/in und Figur) mitbringen.
Lit.: Gérard Genette: Paratexte. Das Buch vom Beiwerk des Buches. Frankfurt a. M., New York 1989. Barbara Hahn: Unter falschem Namen: Von der schwierigen Autorschaft der Frauen. Frankfurt am Main 1991. Alastair Fowler: Literary Names: Personal Names in English Literature. Oxford: Oxford Univ. Press, 2014. B. Stiegler: Die Aufgabe des Namens: http://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00040872_00001.html
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