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WiSe 15/16: Mensch und Tier

Georg Witte

Kommentar

Die Zäsur zwischen Mensch und Tier ist der immer neu produzierte Effekt einer "anthropologischen Maschine" (Giorgio Agamben). Der Mensch ist das anthropomorphe Tier - vor dem Hintergrund der animalischen Abstammung des Menschen beweist sich erst seine Unterschiedenheit. Zugleich aber ist diese anthropologische Zäsur der immer neue Angriffspunkt eines Denkens der Theriomorphie (von eschatologischen Modellen einer Versöhnung des Menschen mit seiner tierischen Natur über romantische Mensch-Tier-Hybriden bis hin zur Kritik des Anthropozentrismus bei Georges Bataille, Gilles Deleuze u.a.). Die Vorlesung geht dem Ort der Literatur in dieser Auseinandersetzung nach. Sie tut dies weniger unter motivgeschichtlichem Aspekt als hinsichtlich einer Poetik des Animalischen. Die Frage ist, wie Literatur ihrem eigenen Medium, der Sprache, einen Status menschlicher Exklusivität verweigert (Kafka, Coetzee u.a.). Es wird zu fragen sein, ob das mimetische Potential der Literatur zu reduzieren ist auf die identifikatorische Stiftung von "Ähnlichkeiten" zwischen Mensch und Tier. Der Vergleich mit Bildmedien (bildende Kunst, Fotografie, Film) könnte erhellend sein. Auch wird die historische Rolle der Literatur für archetypische Formungen solcher Ähnlichkeiten zu berücksichtigen sein (Metamorphosen, Fabeln, Bestiarien, Emblematik). Weitere Themenblöcke widmen sich der Hybridisierungsfigur des sprechenden/schreibenden Tiers (Hunde, Katzen), der Faszinationskraft von Tieren für moderne Animalismen (Katzen, Pferde) und dem besonderen Gefährdungspotential, das Insekten für eine in der Ähnlichkeit zum Tier sich rückversichernde Anthropologie darstellen.

Hinweis: Für diese Vorlesung ist keine benotete Prüfungsleistung, sondern nur eine aktive Teilnahme eintragbar.

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